Gemeinsam mit dem Land Burgenland werden im Rahmen des Projekts „Vogelsterben im Burgenland – Analyse und Schutzmaßnahmen“ gezielte Schritte gegen den anhaltenden Bestandsrückgang von Kulturlandarten gesetzt. Dabei wird die inhaltliche Entwicklung und Umsetzung von Schutzmaßnahmen auf einer fachlich gut fundierten, aktuellen Datenbasis durchgeführt. Finanziell unterstützt wird das Projekt dabei von dem Land Burgenland und der Europäischen Union.
Projektpartner
Um die Projektziele langfristig in den Regionen zu verankern, wird Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit der regionalen Bevölkerung und Vereinen gelegt. So sind in das Projekt Schulen, Gemeinden, Bewirtschafter, Eigentümer und interessierte Privatpersonen eingebunden.
Besondere Unterstützung erfahren wir durch im Burgenland tätige Vereine und Organisationen wie BERTA (Burgenländische Einrichtung zur Realisierung Technischer Agrarprojekte) und den VBNO (Verein der Burgenländischen Naturschutzorgane) sowie den Verein REWISA, das ÖKL (Österreichisches Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung), den Naturpark Landseer Berge, den Naturpark Rosalia-Kogelberg und den Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel.
Hintergrund
Die Vögel in landwirtschaftlich genutzten Flächen sind in West- und Mitteleuropa schon seit geraumer Zeit im Rückgang begriffen. Diese negativen Trends haben sich gerade im letzten Jahrzehnt nochmals verstärkt, in vielen der am intensivsten bewirtschafteten Regionen sind besonders sensible Arten bereits weitgehend oder vollständig verschwunden. Auch vor Österreich hat diese Entwicklung nicht Halt gemacht. Mit dem sogenannten Farmland Bird Index (FBI) wird seit dem Jahr 1998 in Österreich die Entwicklung der Vogelpopulationen verfolgt. Nicht weniger als 15 von 22 Arten, deren Bestandsentwicklung in diesen Index einfließt, weisen in diesem Zeitraum einen negativen Trend auf. Der FBI ist in den 20 Jahren seit 1998 um 43,7 % gefallen.
Da unter den 22 Vogelarten, die in ihrer Gesamtheit vom Index beurteilt werden, auch einige wenige Arte mit positiver Bestandsentwicklung sind, fällt der Rückgang für viele Arten noch sehr viel stärker aus: So gibt es bei Rebhuhn, Girlitz, Schwarzkehlchen und Grauammer jeweils Rückgänge von mehr als 75 %, Turteltaube, Feldlerche, Braunkehlchen, Wacholderdrossel, Sumpfrohrsänger und Bluthänfling haben um 50-75 % abgenommen. Wie sieht es konkret im Burgenland aus?
Welche Arten weisen im Burgenland Rückgänge auf?
Im Jahr 2020 wurden umfassende Erhebungen in der offenen Kulturlandschaft des Nordburgenlandes mit speziellem Fokus auf das Europaschutzgebiet „Neusiedler See – Nordöstliches Leithagebirge“ durchgeführt, welche ein aktuelles und umfassendes Bild der Schutz- und Gefährdungssituation der burgenländischen Brutvogelwelt ergeben. Auf dieser Basis werden „Refugien“ für Kulturlandvögel identifiziert und abgegrenzt. Diese „Vogelrefugien“ sollen zukünftig die Grundlage für die Auswahl von Regionen und Gebieten sein (z. B. ÖPUL-Projektgebiete), in den Schutzmaßnahmen gezielt und gebündelt anzuwenden sind.
Artenschutzprojekt Kiebitz
Der Kiebitz ist ein charismatischer Vogel, der zunehmend Bestandseinbußen hinnehmen muss. Allein in den letzten 20 Jahren haben die Kiebitz-Populationen in Österreich um mehr als die Hälfte abgenommen. Er wird in der Ampelliste als „rot“ eingestuft, in der Roten Liste Österreichs wird er unter „Gefährdung droht“ (Vorwarnliste) angeführt. Als Grund für den starken Rückgang kann u. a. die intensivierte Grün- und Ackerlandwirtschaft genannt werden, aber auch eine Veränderung in der Hydrologie und das Verschwinden von Sutten sind maßgeblich beteiligt. Um diesem Trend im Burgenland entgegenzuwirken, werden aktuell zwei Kiebitz-Kolonien (Kleebühel bei Zurndorf/Nickelsdorf & Moschendorf) betreut.
Laufende Kontrollen bis in den Frühsommer dienen der Überprüfung des Bruterfolges bzw. der Dokumentation eventueller Nachgelege, inklusive adäquater Schutzmaßnahmen. In beiden Kolonien wurden Nester im Jahr 2021 Nester markiert. Derzeit arbeiten wir Vorschläge für ÖPUL-Maßnahmen aus. Besondere Unterstützung erhalten wir vom Verein BERTA (Burgenländische Einrichtung zur Realisierung Technischer Agrarprojekte).
Artenschutzprojekt Grauammer
Aufgrund der aktuellen, besorgniserregenden Bestandsentwicklung und -situation der Grauammer in Österreich ist die Sensibilisierung der lokalen Bevölkerung und die Entwicklung von Schutzmaßnahmen für diese Art ein primäres Projektziel. Kurzfristige Bestandstrends dieser bisher in Ostösterreich häufigen und weit verbreiteten Art weisen Rückgänge von fast 90 % auf! In der Roten Liste Österreichs wird die Grauammer als stark gefährdet geführt, in der Ampelliste ist sie als „rot“ eingestuft.
Die Grauammer zeigt eine deutliche Bindung an kleinstrukturierte, extensiv genutzte Landschaften mit einem hohen Brachenanteil. Die selten gewordenen „Grauammer-Refugien“, wie es sie beispielsweise bei Breitenbrunn, Oggau oder Siegendorf noch gibt, gilt es unbedingt zu erhalten!
Schwalben-Nester gesucht!
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Schutz für Schwalben
Schwalben sind Kulturfolger und waren in vergangener Zeit aus den Dörfern nicht wegzudenken, doch trotz der Anpassung an menschliche Siedlungen sind sie inzwischen zu den Sorgenvögeln des Naturschutzes geworden. Besonders bei den Mehlschwalben ist der Rückgang deutlich zu bemerken: der Bestand ist innerhalb der letzten 20 Jahre um rund 50 % gesunken! Diese negative Bestandsentwicklung liegt neben dem substantiellen Rückgang der Fluginsekten an der schwindenden Toleranz des Menschen und dem Mangel an geeignetem Nistmaterial.
Das Herunterschlagen von Nestern oder Abrissarbeiten während der Brutzeit sind leider keine Ausnahmefälle. Sowohl 2020 als auch 2021 wurde bzw. wird die burgenländische Bevölkerung zur Teilnahme an der Schwalbenzählung aufgerufen. Wo gibt es also die fliegenden Glücksbringer noch?
Ein besonderer Fokus auf die Zusammenarbeit mit Schulen gelegt. In drei engagierten Partnergemeinden werden Schulklassen zwei Jahre lang in das Schutzprojekt einbezogen: die Schülerinnen und Schüler der VS Bernstein, VS Oberpullendorf und VS Deutsch-Kaltenbrunn sind eifrig dabei! Zum Schluss wird die Auszeichnung „Schwalbenfreundliche Schule“ vergeben. Im Rahmen des Projekts wurden 2 Schwalbenlacken angelegt (eine davon gemeinsam mit der önj - Österreichische Naturschutz-Jugend - am Gelände der Storchenschmiede in Apetlon). Eine Anleitung dazu gibt es HIER.
Zudem wurden Schwalbennester an interessierte Privatpersonen abgegeben. Besondere Unterstützung erfahren wir durch den VBNO (Verein der Burgenländischen Naturschutzorgane), das ÖKL (Österreichisches Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung), den Naturpark Landseer Berge, den Naturpark Rosalia-Kogelberg und den Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel.
Wildkräuter für hungrige Finken
Bisher häufige und weit verbreitete Arten wie Bluthänfling und Girlitz zeigen rezent einen deutlichen Abwärtstrend. Der Girlitz zählt mit Bestandsrückgängen von 80 % in den letzten 20 Jahren österreichweit zu den Vogelarten mit den stärksten Verlusten. Da Girlitz und Bluthänfling hauptsächlich herbivor bzw. granivor sind (auch zur Brutzeit), bekommen diese Arten die Veränderung in der Landwirtschaft und im Siedlungsgebiet besonders zu spüren: übermäßiger Einsatz von Düngemitteln, Biozideinsatz, Verlust von Saumbiotopen und Randstreifen, Verlust von Wildkräutern, Sterilität im Siedlungsgebiet können als Beispiele genannt werden. Der Bluthänfling wurde in der Roten Liste Österreichs aufgrund von drastischen Bestandsrückgängen von "ungefährdet" auf "Gefährdung droht" hinaufgestuft. Beim Girlitz ist es noch dramatischer: in der gleichen Zeitspanne (11 Jahre) klettert die Art vom Status "ungefährdet" auf "gefährdet".
Anknüpfend an das bestehende „Finken-Projekt 2019“ von BirdLife Österreich wird diesem Trend gemeinsam mit drei engagierten Partnergemeinden im Burgenland entgegengesteuert: gemeinsam mit den Gemeinden Bernstein, Oberpullendorf und Deutsch-Kaltenbrunn werden Vorträge organisiert und im Rahmen von Beratungsgesprächen Nahrungsflächen für Finken gesucht. Eine mit REWISA entwickelte Samenmischung bietet den Finken ein „Buffet“. Auch in anderen Gemeinden wie Deutsch-Schützen, Gattendorf und Breitenbrunn bringen die Finkenwiesen in Zukunft Struktur in die Landschaft!
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