Vogel des Jahres 2023
Das Braunkehlchen, ein Wiesenvogel im Sinkflug
Das Braunkehlchen wurde zum "Vogel des Jahres" gekürt und löst somit die Mehlschwalbe ab: Der Bestand des Braunkehlchens ist laut dem Farmland Bird Index seit 1998 um 63 % zurückgegangen. Detailliertere Einschätzungen zeigen sogar einen Verlust von 80% des ursprünglichen Bestandes.
Das Verschwinden von blütenreichen Wiesen und Brachen, der Verlust von abwechslungsreicher Vegetation mit höheren Halmen, Büschen und Ansitzarten sowie der Insektenrückgang ist für den Bestandsrückgang in Österreich verantwortlich. Hinzu kommen die Gefahren auf dem Weg in ihre Winterquartiere, die südlich der Sahara liegen.
"Während das Braunkehlchen in den 1970er Jahren noch weit verbreitet war, erloschen seine Vorkommen sukzessive im gesamten Alpenvorland. Im Mühlviertel in Oberösterreich sind nur noch Einzelpaare vorhanden, und die österreichweit letzten größeren Populationen in Tirol nehmen rapide ab, um nur einige Regionen zu nennen. Ohne den Schutz der letzten Brutbestände und die Bereitstellung von spät gemähten Wiesen und Wiesenbrachen, werden wir das Braunkehlchen als Brutvogel bald verlieren!“
Katharina Bergmüller, BirdLife Österreich
Braunkehlchen sicher bestimmen
Das Braunkehlchen hat eine orange-braune Brust und Kehle, einen braun-schwarz gebänderten Rücken und Kopf und einen markanten weißen Überaugenstreif. Wangen und Zügel können vor allem beim Männchen fast schwarz erscheinen.
Verwechslungsgefahr besteht vor allem mit dem Schwarzkehlchen. Das markanteste Unterscheidungsmerkmal ist der deutliche Überaugenstreif des Braunkehlchens. Vom Schwarzkehlchen unterscheidet es sich weiters durch eine bräunlichere Färbung und die weißen Schwanzseiten.
Braunkehlchen-Männchen
Braunkehlchen-Weibchen
Braunkehlchen-Jungvögel
Der optimale Lebensraum
Der Lebensraum der Braunkehlchen sind Wiesen in offenen Landschaften. Wichtig sind einzelne Büsche, hohe Stauden oder Zaunpfähle. Dort kann das Braunkehlchen im Frühjahr oft singend entdeckt werden. Die Jagdflüge erfolgen von Warten aus im hohen Gras und am Boden. Als Brutplatz nimmt das Braunkehlchen kleine Mulden im Boden in Anspruch, zumeist in Nähe von Büschen und gut versteckt im Altgras in Brachen oder an Feldrändern.
Auf dem Speiseplan stehen mittelgroße Wirbellose: Je nach Angebot werden Schmetterlinge, Schnaken, Heuschrecken oder Raupen, aber auch Spinnen oder kleine Schnecken gefressen. Am Herbstzug werden Beeren manchmal zur Hauptnahrung.
Was tun, um das Braunkehlchen zu retten?
• Wieder mehr blütenreiche Wiesen und Brachen schaffen!
• Vogelschutzprojekte im Kulturland fördern
• Sich für eine Politik stark machen, die es Landwirt*innen ermöglicht, extensiv zu wirtschaften
• Braunkehlchen-Beobachtungen melden, um so den Bestand besser im Auge zu haben. Achtung – Durchzügler im Mai können mit Brutvögeln verwechselt werden!
• Über das Braunkehlchen erzählen, um Bewusstsein zu schaffen
• Unterstützen Sie unsere Schutzprojekte für das Braunkehlchen mit Ihrer Spende!
Exkursionen zum Vogel des Jahres
Nach dramatischen Bestandseinbrüchen in den letzten Jahrzehnten bedarf das Braunkehlchen prioritärer Schutzmaßnahmen. Exkursionen mit Chancen auf den seltenen Wiesenbrüter finden in Niederösterreich, Salzburg und Vorarlberg statt.