Mehlschwalbe (Delichon urbicum)
Vogel des Jahres 2022
Die Mehlschwalbe wurde nicht ohne Grund zum "Vogel des Jahres" 2022 gekürt: Ihr Bestand ist stark rückläufig. Seit 1998 ist fast jede zweite Mehlschwalbe aus Österreich verschwunden.
Lebensraum: Kulturland, Städte mit Gewässernähe
Rote Liste: "Gefährdung droht"; Ampelliste : Gelb
Zugverhalten: Langstreckenzieher
Kennzeichen
Die Mehlschwalbe ist eine 13-15 cm kleiner Singvogel aus der Familie der Schwalben mit einem kurzen, gegabelten Schwanz. Scheitel und Rücken sind schwarz und schimmern metallisch blau, die Flügel und der Schwanz sind matt schwarz. Der Bürzel ist leuchtend weiß, ebenso Bauch, Kehle und Unterschwanzdecken. Die Füße sind weiß befiedert. Das Jugendkleid ähnelt dem Kleid der Altvögel, zeigt aber keinen Metallglanz, Kehle und Brust sind hell grau.
Verwechslungsgefahr
Überdies können Mehlschwalben mit sogenannten "Schwalbenlacken" bei der Nistmaterialsuche unterstützt werden.
Sie wollen eine "Schwalbenlacke" schaffen? Hier geht's zur Anleitung:
Stimme
Mehlschwalben sind sehr „geschwätzig“ und haben einen plätschernd plaudernden Gesang, der im Sitzen oder Fliegen von Männchen und Weibchen vorgebracht wird. Es werden schnarrende und etwas heiser zwitschernde Elemente eingebaut.
Nahrung
Wissenswertes
Ihre Nähe zu den Menschen hat den Schwalben Symbolwirkung eingebracht: Sie gelten als Glücksbringer und Boten des Sommers. Darüber hinaus sind Schwalben äußerst nützliche Tiere: Sie verfüttern pro Brutzeit über ein Kilogramm Insekten, u. a. Stechmücken an ihren Nachwuchs und helfen damit die Zahl der Stechmücken in ihrem Umfeld drastisch zu reduzieren.
Leider haben die Mehlschwalben selbst heutzutage weniger Glück, ihre Bestände sind rückläufig. Als Grund kann einerseits der Rückgang der Insekten, bedingt durch den Einsatz von Insektiziden und den Verlust von insektenreichen Lebensräumen wie Rainen, artenreichen Blühwiesen und Feuchtgebieten, sowie die zunehmende Bodenversiegelung angesehen werden. Andererseits werden vielerorts die Nester mutwillig zerstört oder Ansiedlungen gezielt verhindert. Dabei sind Schwalben und ihre Nester gesetzlich geschützt und es ist demnach illegal diese zur Brutzeit zu zerstören.
Eine Mehlschwalbe an einem Nest.
Verhalten
Als Koloniebrüter nutzt die Mehlschwalbe zur Nestanlage meist Dachvorsprünge an Außenmauern von Gebäuden ab einer Höhe von wenigstens 2,5 Metern. Sie kann aber auch heute noch vereinzelt an natürlichen Brutplätzen an Felswänden (Tirol, Kärnten) beobachtet werden. Ihre kunstvollen Nester sind je nach Standort geschlossene Viertel- oder Halbkugeln, die nur eine kleine Öffnung aufweisen. Wichtig sind ein regengeschützter Platz und ein freier Anflug. Das Baumaterial für die kunstvollen Nester, bevorzugt lehmige Erde, sammeln Mehlschwalben wie Rauchschwalben an offenen Lacken oder Gewässerufern. Bis zu 1.500 Lehmklümpchen schafft ein Mehlschwalbenpaar im Schnabel heran, bis das Nest fertiggestellt ist. Die Nester werden auch während der Brutsaison regelmäßig ausgebessert, daher sind Feuchtstellen zwischen April und August besonders wichtig für die Vögel. Bei Schönwetter sind Schwalben hoch in der Luft zu beobachten, wo sie auf Nahrungssuche gehen.
Helfen
Das aufwändig angefertigte Nest wird in den Folgejahren wiederverwendet und bei Bedarf ausgebessert, auch Kunstnester – die im Handel erhältlich sind – werden gerne angenommen. Ihre Anbringung sollte unter einem Dachvorsprung vorzugsweise in südöstlicher Richtung in einer Höhe von wenigstens 2,5 Metern erfolgen. Schwalben-Nester stehen unter gesetzlichen Schutz und dürfen daher keinesfalls entfernt werden. Die Missachtung kann eine Anzeige der jeweiligen Bezirksverwaltungsbehörde (Naturschutzgesetz des Landes & §222 Strafgesetzbuch - Misshandlung, absichtliche Tötung) zur Folge haben. In den meisten Bundesländern gilt dies auch über die Brutzeit hinaus. Wer sich durch etwaige Verunreinigungen an der Hausfassade gestört fühlt, kann mit einem sogenannten „Kotbrettchen“ einfach Abhilfe schaffen: Dieses Brett sollten eine Tiefe von etwa 30 cm aufweisen und 50-90 cm unterhalb des Nests angebracht werden. Darüber hinaus fördern bunte, artenreiche Blühwiesen und Brachen, ein naturnaher Garten sowie intakte Feuchtgebiete das Nahrungsangebot der Schwalben ebenso wie der Verzicht auf Insektizide.
Niststandorte von Mehlschwalben erhoben im Rahmen der Schwalbennesterzählung und Daten von ornitho.at.
Fotos © O. Samwald, H.-M. Berg, J. Hohenegger / Quellen für alle Vogelporträts