Ab Anfang/Mitte April erschallt der Ruf des Kuckucks (Cuculus canorus) weithin durch unsere Wälder und offenen Landschaften. Obwohl ihn wenige wirklich gesehen haben, kennt jeder den berühmten „Kuckuck“-Ruf, der den ersehnten Frühling endlich ankündigt. Einzigartig macht ihn vor allem seine besondere Brutbiologie. In Österreich ist er der einzige Vogel, der seine Eier nicht selbst ausbrütet.
Gefahren für den Kuckuck
Kuckucke sind unterschiedlichen Gefahren ausgesetzt: Er zählt zu den Langstreckenziehern der Vogelwelt, der die kalten Wintermonate in Afrika verbringt und sich im Frühjahr auf die Rückreise ins Brutgebiet macht. Auf dieser Zugroute leidet der Kuckuck neben den vielen natürlichen Gefahren massiv unter dem Lebensraumverlust und der illegalen Bejagung. Auch das Nahrungsangebot hat sich vor allem in der intensivierten Agrarlandschaft u.a. durch den Einsatz von Insektiziden und Herbiziden stark verschlechtert.
Zu alldem kommt die menschengemachte Klimakrise hinzu, welche die Brutzeit vieler Vögel zeitlich verschiebt. Als Langstreckenzieher kann der Kuckuck sein Zugverhalten eventuell nicht schnell genug anpassen um noch rechtzeitig sein Ei ins Nest der Wirtsvögel zu schmuggeln. Denn beim Kuckuck hängt alles vom richtigen Timing ab!
Melden Sie Ihren ersten Kuckuck des Jahres
Halten Sie Augen und Ohren offen und melden Sie uns Ihren ersten Kuckuck!
Achtung, nicht verwechseln!
Der Kuckuck ist etwa so groß wie eine Türkentaube, also etwa 33 cm lang. Als schneller, wendiger Flieger mit langen, spitzen Flügeln kann er schnell große Entfernungen zurücklegen. Die Männchen sind oberseits grau, die Weibchen haben oft auch unterschiedliche Brauntöne in ihrem Gefieder, manche sind gänzlich rotbraun (die seltene rotbraune „Morphe“).
Die Unterseite ist schwarzweiß gebändert und erinnert an einen Sperber. Das ist vermutlich eine Form der Nachahmung, die evolutionär entstanden ist und dem weiblichen Kuckuck erleichtert, sein Ei in ein fremdes Nest zu legen. Denn die Aufregung unter den möglichen Wirtsvögeln angesichts ihres Todfeindes, dem Sperber, sorgt für Verwirrung und Flucht.
So ruft der Kuckuck
Achten Sie deshalb auf den typischen Gesang, der dem Kuckuck auch seinen Namen einbrachte: ein kurzes, prägnantes „Kuckuck“ – wobei die zweite Silbe tiefer ist als die erste.
Sperber / Turmfalke
Bei flüchtigen Beobachtungen oder schlechten Lichtverhältnissen kann der Kuckuck optisch z.B.: mit Sperber oder Turmfalke verwechselt werden, auch sieht man ihn eher selten.
So ruft die Türkentaube
Die Türkentaube singt im Vergleich dreisilbig, langgezogener und auf einer Tonhöhe. Warten Sie bei der Aufnahme bis zur Sekunde 5 und vergleichen sie ab dort den Gesang des Kuckucks.
Nahrungsansprüche & Vogelzug
Kuckucke ernähren sich hauptsächlich von großen Insekten wie Käfern, Libellen und Heuschrecken, zusätzlich mit einer Präferenz für haarige Raupen von Nachtfaltern, die gelegentlich in Massen auftreten und von den meisten anderen Vögeln gemieden werden.
Kuckucke sind Langstreckenzieher, die den Winter rund um die tropischen Regenwälder Zentralafrikas verbringen. Sie kehren ab Anfang/Mitte April in ihre Brutgebiete zurück und verlassen sie wieder gegen Ende Juni/Mitte Juli. Jungvögel kann man manchmal noch bis September bei uns sehen, dann machen sie sich selbständig auf ihren Weg nach Afrika.
Der Brutparasit unter den Singvögeln
Schon kleinen Kindern ist bekannt, dass der Kuckuck seine Eier in fremde Nester legt. Tatsächlich ist er neben dem in Südeuropa vorkommenden Häherkuckuck der einzige Brutparasit Europas.
Männliche Kuckucke stecken nach Ankunft im Brutgebiet ihre Reviere mit ihrem Gesang (=der berühmte Kuckucksruf) ab. Während diese stets mit Balz, Gesang, Paarung und dem Vertreiben anderer männlicher Kuckucke beschäftigt sind, suchen die Weibchen die meiste Zeit nach Nestern geeigneter Wirte. Das Zeitfenster, in denen sie ihre Eier legen können, ist schmal.
Etwa 40 Arten werden regelmäßig parasitiert, Kuckuckseier wurden aber auch schon bei vielen anderen Arten hin und wieder entdeckt. Jedes Kuckucksweibchen ist nur auf eine einzige Wirtsvogelart spezialisiert, deren Eier täuschend ähnlich nachgeahmt werden. Diese Fähigkeit wird mütterlicherseits vererbt ohne Einfluss der Gene des Männchens. Beliebte Wirte sind z.B. Rohrsänger, Rotkehlchen, Rotschwänze, Bachstelze, Zaunkönig oder Wiesenpieper. Vögel, die ihre Jungen mit Samen statt mit Insekten füttern, wie z.B. Girlitz und Hänfling kommen nicht in Frage, da der Jungkuckuck Insekten als Nahrung braucht.
Nicht alle Wirtsvögel lassen sich "täuschen"
Entdecken Wirtsvögel einen Kuckuck am Nest, wird er vehement vertrieben. „Erfahrene“ Wirtsvögel entfernen mitunter sogar sein Ei! Passiert das nicht und das Ei wird akzeptiert, schlüpft der junge Kuckuck früher als die Wirtsvogelküken und beginnt im Alter von zwei Tagen, alle Eier des Wirtsvogels aus dem Nest zu werfen. Eine erstaunliche evolutionäre Strategie, die notwendig ist, damit der junge Kuckuck überleben kann.
Denn er benötigt durch seine schiere Größe doch ein Vielfaches der Nahrung eines Wirtsvogelkükens.
Podcastfolge zum Kuckuck
Sie wollen mehr über den Kuckuck erfahren? Wir haben dem Kuckuck eine ganze Folge unseres Podcasts "BirdLife Gezwitscher" gewidmet. Wir freuen uns, wenn Sie reinhören! Auf Apple Podcasts, Deezer, SoundCloud, Spotify und als MP3-Download auf unserer Website.