In den letzten Jahren erreichen BirdLife Kärnten immer in den letzten Oktobertagen bis Mitte November Anrufe und Mitteilungen naturinteressierter Kärntnerinnen und Kärntner, die von lauten trompetenartigen Rufen in der Nacht und beeindruckenden lautstarken Vogelformationen bei Tag berichten. In den meisten Fällen handelt es sich bei diesen Wahrnehmungen, um den massiven Wegzug des Kranichs (Grus grus) aus seinen Brutgebieten im Norden Europas (norddeutsch-polnische Tiefebene, Baltikum, Skandinavien, Russland) in seine Winterquartiere, die sich grob im Mittelmeerraum, an der nordafrikanischen Küste und entlang des Roten Meeres bis zum Horn von Afrika befinden.
Historie des Zugs über Kärnten
Kärnten lag bis in die Mitte der 2000er Jahre abseits von etablierten Zugrouten, womit auch der Kranich als ganz selten zu beobachtender Zugvogel galt.
Ab dem Jahr 2009 konnte recht zahlenstarke Trupps von rund 100 Vögeln und mehr über Bergkuppen ziehend beobachtet werden. Mit ein bisschen Glück trifft man in den Morgenstunden im Oktober- November in den Tallagen auf einen Übernachtungsplatz auf Feldern und Wiesen mit hunderten Vögel, die das Gefieder für ihren Weiterflug nach Westen pflegen. Ein besonderes Spektakel ist, wenn dieser Trupp zum Start abhebt, sich formiert und dann zielgerichtet den gemeinsamen Weiterzug fortsetzt.
Auffällig ist bei den Kranichen, im Gegensatz zu den hauptsächlich südwestlich ziehenden Greifvögeln und anderer Durchzieher, der vorrangig nach Westen gerichtete Zug – also scheinbar mitten in die höchsten Alpengipfel hinein. Obenstehende Grafik verdeutlicht den westgerichteten Zug auf Basis von kärntner Nachweisen von 2. - 24. November 2018. (Grafik: Gerald Malle)
Hindernis am Zugweg
Berge stellen auf der anstrengenden Reise in die Überwinterungsgebiete eine natürliche Barriere für Zugvögel dar. Für den sich hier etablierten Zugweg bedeutet dies, dass vor allem die Kor-, Pack-, Sau- und Seetaler Alpen als quer zur Zugrichtung verlaufende Hindernisse von den Vögeln mit hohem Energiebedarf überwunden werden müssen. Deshalb sind störungsfreie Rastplätze für die Regeneration der geschwächten Tiere besonders wichtig. In diesem Zusammenhang sei auf die Problematik der geplanten Windparks in diesen Regionen hingewiesen, die bei Realisierung zu massiven Verlusten unter diesen Großvögeln führen könnten.
Vogelkundliche Veranstaltungen in Kärnten
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