Neben der Bedrohung geschützter Arten durch die menschliche Landnutzung gehört die direkte Nachstellung zu den größten Gefahren für die globale Biodiversität. Auch innerhalb der Europäischen Union kommt es trotz strenger Schutzvorschriften häufig zu illegalen Tötungen von geschützten Wildtieren. Besonders betroffen sind Greifvögel, für die in Mitteleuropa illegale Verfolgung die Todesursache Nummer eins darstellt.
Unter den in Österreich besenderten Kaiseradlern machen illegaler Abschuss und Vergiftung etwa zwei Drittel aller Todesfälle aus (65,2 %, Stand Juni 2024). Von 61 tot oder nicht überlebensfähig in Österreich aufgefundenen Kaiseradlern waren 21 (34,4 %, Stand Juni 2024) Opfer illegaler Nachstellung, bei hoher Dunkelziffer. Auch andere Arten wie Seeadler, Rotmilan und Rohrweihe sind stark betroffen. Die Aufklärung dieser Verbrechen ist oft schwierig, sodass die Täter*innen selten zur Rechenschaft gezogen werden. Zudem bleibt ein großer Teil der Fälle unentdeckt. Um Wildtierkriminalität dieser Art effektiver zu bekämpfen und die Aufklärungsrate zu erhöhen, wurde das LIFE-Projekt „wildLIFEcrime“ ins Leben gerufen. Dieses EU-geförderte Projekt (LIFE22-GIE-DE-wildLIFEcrime) läuft bis 2028 und zielt darauf ab, die illegale Verfolgung von Wildtieren in Deutschland und Österreich signifikant zu reduzieren.
Wer steckt hinter „wildLIFEcrime“?
Das Projektteam setzt sich aus 13 Partnerorganisationen zusammen, darunter:
- Naturschutzorganisationen (BirdLife Österreich, WWF Österreich, ÖKOBÜRO, WWF Deutschland, Luchs Bayern e.V., Komitee gegen den Vogelmord e.V.),
- Behörden (Bundeskriminalamt Österreich, Polizeipräsidium Niederbayern, Polizeipräsidium Oberpfalz, Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW) sowie
- Universitäten und Forschungsinstitute (Veterinärmedizinische Universität Wien, Universität Bremen, Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung).
Diese Zusammenarbeit soll die Effizienz bei der Bekämpfung von Wildtierkriminalität durch einen transnationalen Ansatz erheblich verbessern.
Ziele und Maßnahmen des Projekts
„wildLIFEcrime“ zielt darauf ab, durch eine verbesserte Zusammenarbeit die illegalen Tötungen von Wildtieren zu reduzieren, unter anderem durch erhöhte Effizienz bei der Strafverfolgung. Das Projekt dient auch dem Aufbau und der Pflege von Netzwerken zwischen den betroffenen Akteur*innen, verbessert den Informationsaustausch und setzt auf eine Reihe von Maßnahmen:
1. Prävention:
Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit wird das Bewusstsein für die Problematik der Wildtierkriminalität in der Bevölkerung gestärkt. Mittels Fallanalysen und Befragungen erfolgt Forschung in Hinblick auf die Motive der Täter*innen. Darauf aufbauend sollen aktives Konfliktmanagement betrieben und Informationsveranstaltungen für wichtige Stakeholder-Gruppen abgehalten werden.
2. Fallmanagement:
Die Erstellung praxisorientierter Leitfäden und einer optimierten Falldatenbank soll den ermittelnden Behörden bei der Bekämpfung von Wildtierkriminalität helfen. Im Projekt gemeldete Fälle von Wildtierkriminalität in Österreich werden von der Meldung des Verdachts bis zur Übermittlung der Befunde an die Ermittlungsbehörden unter Mitarbeit des Projektkonsortiums bearbeitet und zentral in der gemeinsamen Datenbank verwaltet. Das trägt zur möglichst lückenlosen, qualitätsvollen und zeitnahen Dokumentation der Fälle bei.
3. Strafverfolgung und Verurteilung:
Verbesserungen in der forensisch-pathologischen Untersuchungskette sowie gezielte Fortbildungen für Polizei und Staatsanwaltschaften sollen die Aufklärung von Fällen vereinfachen und beschleunigen. Darüber hinaus soll eine Analyse der rechtlichen Rahmenbedingungen Optimierungen vorschlagen, um die Strafverfolgung zu verbessern und die Täter:innen konsequenter zur Rechenschaft zu ziehen.
Sollten Sie tote oder verletzte Greifvögel unter verdächtigen Umständen finden, bitten wir Sie, uns diese umgehend über meldung@wildlifecrime.at, die Hotline +43 660 869 2327 oder unsere anonyme Meldeplattform zu melden!
In Mitteleuropa ist die illegale Verfolgung von Greifvögeln die Todesursache Nummer Eins.
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