Wo sind die Vögel?
(Fast) keine Vögel am Futterhaus?
Immer wieder wundern sich Vogelfreund*innen, warum an Ihrem Futterhaus plötzlich fast keine Vögel mehr auftauchen oder sie erst gar nicht gekommen sind.
Von den 15 häufigsten Futterhausbesuchern haben sechs Arten österreichweit leicht negative Brutbestandstrends (Amsel, Buchfink, Grünling, Tannenmeise, Rotkehlchen, Kleiber). Zusätzlich zeigen Sperlinge europaweit Rückgänge, die in Österreich zwar nicht landesweit feststellbar sind, lokal aber vor allem beim Haussperling im Siedlungsbereich stärker sichtbar werden. Auch sind Abnahmen weiterer Arten speziell in ausgeräumten Siedlungen denkbar. Teilweise wird man diese überregionalen Bestandsabnahmen also durchaus auch daran merken, dass manche Arten am Futterhaus schleichend weniger werden. Dennoch, alle diese Futterhausbesucher sind noch so häufig, dass ein plötzliches, (fast) völliges Ausbleiben aller Vögel am Futterhaus durch diese Bestandsabnahmen nicht erklärt werden kann.
Mögliche Ursachen, warum keine Vögel an Ihr Futterhaus kommen:
Falsche Stelle:Haben die Vögel in der Nähe ausreichend Möglichkeiten, sich zu verstecken (viele Hecken, Sträucher etc.)? Sie fliegen ein Futterhaus gern aus einem Baum oder Strauch an und fühlen sich auch sicherer, wenn sie in der Nähe eine Flucht- und Versteckmöglichkeit haben. Zu exponierte Futterhäuser ohne Deckung werden kaum angenommen.
Futterstelle neu: Bis eine neue Futterstelle angenommen wird, kann es längere Zeit dauern – versuchen Sie zuerst, Meisen anzulocken (z. B. mit Meisenknödeln). Diese sind oft besonders neugierig und entdecken leichter neue Nahrungsquellen. Andere Arten folgen dann ihrem Beispiel.
Zu spät begonnen: Futterstellen, die bereits im Oktober eröffnet werden, freuen sich oft über mehr Besuch als solche, an denen später mit der Fütterung begonnen wurde.
Konkurrenz: Vielleicht locken attraktivere Futterstellen oder andere ergiebige Nahrungsquellen in der Umgebung mehr Vögel an.
Störung: Nach einem Angriff durch einen Sperber oder Katzen kann es sein, dass eine Futterstelle als unsicher eingestuft und verlassen wird.
Veränderungen in der Umgebung: Der Besuch an der Futterstelle ist stark von der Umgebung abhängig. Wenn z. B. die Versteckmöglichkeiten für „Ihren“ Spatzenschwarm zerstört werden, kann es sein, dass dieser verschwindet. Auch wenn in der Umgebung größere Flächen verbaut wurden oder ein Baumbestand gefällt wurde, kann sich das negativ auswirken.
Jahreszeitliche Schwankungen: Vögel sind sehr mobil und können im Jahreslauf zwischen verschiedenen Lebensräumen wechseln, um verschiedene Nahrungsquellen optimal auszunutzen. Auch ihre Gesamtzahl schwankt mit der Jahreszeit (z. B. Abzug eines Teils der Population bei den Teilziehern, Abwanderungen der Jungvögel des heurigen Jahres, Zuzug aus dem Norden).
Viel Futter in der freien Natur: Bei hohem Nahrungsangebot in Wäldern oder der Kulturlandschaft, meist verbunden mit milder Witterung, haben es viele Vögel nicht nötig, zur Futterstelle zu kommen und bevorzugen natürliche Nahrung. Die meisten Waldbaumarten haben alle paar Jahre Mastjahre, in denen sie besonders viele Samen produzieren. Das passiert oft überregional synchron und häufige Baumarten wie Fichten, Buchen oder Eichen locken dann besonders viele Vögel in den Wald.
Jährlich schwankender Zuzug:Nicht nur heimische Brutvögel, auch Zuzügler oder Durchzügler aus dem Norden halten sich im Winter bei uns auf und besuchen die Futterstellen, allerdings in jährlich unterschiedlichen Zahlen je nach Bruterfolg in der vorherigen Brutsaison, Nahrungsangebot oder Witterung im Herkunftsland. Bei manchen Arten sind diese Zuzügler sogar in der Mehrheit gegenüber den heimischen Brutvögeln, so dass die Gesamtzahl der am Futterhaus auftretenden Vögel wesentlich von diesen bestimmt wird.