Kranke Vögel im Garten?
Was Sie gegen die Verbreitung von Vogelkrankheiten tun können
Viele Vogelfreund*innen entscheiden sich auch über den Sommer zu füttern oder eine Vogeltränke aufzustellen, um ihren gefiederten Freunden etwas Gutes zu tun. Doch leider verbreiten sich genau dort einige Vogelkrankheiten am schnellsten. Von welchen Krankheiten unsere heimischen Vögel am meisten betroffen sind und was Sie dagegen tun können, erfahren Sie in diesem Beitrag!
"Finkenkrankheit" Trichomoniasis
Diese Vogelkrankheit wird durch einzellige Parasiten hervorgerufen, die den Kropf der Tiere befallen und dort schwerwiegende Entzündungen verursachen. Dadurch können die Vögel keine Nahrung mehr aufnehmen und werden deshalb oft rund um Futterstellen tot aufgefunden.
Die ersten Symptome für eine mögliche Trichomoniasis sind aufgeplusterte Vögel, die nicht mehr wegfliegen und krampfhaft zu fressen versuchen. Manchmal kann man ein klebriges Sekret rund um den Schnabel der Tiere erkennen.
Besonders anfällig sind Futterstellen, wo sich Vogelfutter und Kot vermischen können - eine große Gefahr für die Tiere! Ist ein Vogel erst einmal infiziert, ist dies sein Todesurteil. Für diese Krankheit sind vor allem Finkenvögel, insbesondere Grünlinge empfänglich. Eine Rettung für die infizierten Tiere gibt es nicht, es kann nur die Ansteckungskette unterbrochen werden:
Was ist zu tun?
Die beste Maßnahme bei Auftreten der Krankheit bei mehreren Vögeln ist, die Fütterung vorübergehend einzustellen, Futtergeräte, Vogeltränken und Futterreste vom Boden zu entfernen und mit heißem Wasser zu reinigen.
Auch tote Vögel sollten nicht im Garten verbleiben, sondern umgehend entsorgt bzw. zur weiteren Untersuchung durch Fachleute bereitgestellt werden.
Für Menschen und Haustiere besteht keine Ansteckungsgefahr, grundsätzliche hygienische Standards, wie etwa Händewaschen nach der Reinigung einer Futterstelle, werden allerdings vorausgesetzt.
Andere Vogelkrankheiten
Usutu-Virus - Amselsterben
Das Usutu-Virus hat seinen Ursprung in Afrika und betrifft vorwiegend Amseln im Spätsommer. Das Virus wird durch Stechmücken übertragen und verursacht eine Gehirnentzündung. Erkrankte Tiere fliegen unkoordiniert und sterben schnell.
Von 2001 bis 2005 trat in Österreich, vor allem in Wien ein regelrechtes Amselsterben auf. Der beliebte Amselgesang ist damals regelrecht verstummt.
Jetzige Amsel-Populationen sind weitgehend
immun geworden, allerdings kommt es seit 2018 wieder zu vereinzelten Usutu-bedingten Todesfällen, vor allem im Osten und Süden Österreichs (NÖ, W, BGL, STMK) . Die westliche
Hälfte (OÖ, SBG, T, VBG) scheint vom Usutu-Virus deutlich weniger betroffen zu sein.
Papilloma-Viren
Papilloma-Viren sind recht weit verbreitet und zudem spezies-spezifisch, sie können also nicht von einer Art auf die andere übertragen werden.
Die Viren verursachen eine gutartige Wucherung der Haut (genauer des Epithels der Haut), sogenannte Papillome. Diese Wucherungen sind von solchen, die durch Pocken hervorgerufen werden mit freiem Auge kaum zu unterscheiden.
Bei Finken wird umgangssprachlich manchmal von „Finkenfuß“ gesprochen, erkennbar an einem Fuß mit zottigen Verdickungen (siehe Foto).
Vogelpocken
Diese Viruserkrankung verursacht Wucherungen meist in der Kopfgegend der Vögel. In den meisten Fällen schreitet die Pockenläsionen immer weiter voran bis der Vogel nichts mehr fressen kann und stirbt. Besonders Kohlmeisen und andere Meisenarten dürften anfällig dafür sein.
Zwar sind Vogelpocken innerhalb einer Spezies übertragbar, da Kohlmeisen aber keine Schwarmvögel sind, ist eine weitere Ansteckung keine allzu große Gefahr.
Uns vorliegende Beobachtungen bestätigen, dass es für Tiere Heilungschancen gibt, wenn sie ausreichend Nahrung und Wasser zur Verfügung gestellt bekommen.
Vogelmalaria
Bei der sogenannten Vogelmalaria handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die bei heimischen Singvögeln und Spechten auftritt. Diese wird von einzelligen Blutparasiten ( Hämosporidien ) verursacht, die von Stechmücken und anderen blutsaugenden Insekten übertragen werden.
Diese Parasiten-Infektionen sind für Vögel zwar meist ungefährlich, allerdings kann es bei massivem Parasitenbefall zur Blockade von Blutgefäßen und Schädigung von Organen kommen. Hierbei sind meist die Gewebestadien der Parasiten ausschlaggebend sowie weitere Erkrankungen des Vogels.
Gemeinsam mit dem Pathologie-Institut der Veterinärmedizinischen Universität Wien durfte BirdLife 2020 an einem spannenden Projekt zur Vogelmalaria mitarbeiten.
Salmonellose
Diese bakterielle Infektionskrankheit spielt vor allem während der Winterfütterung eine Rolle und kann grunsätzlich alle Arten betreffen. Salmonellen werden über den Kot übertragen.
In Österreich gab es vor etwa 10 Jahren einige größere Ausbrüche, die vor allem Erlenzeisige betrafen, in den letzten Jahren erreichten uns diesbezüglich aber kaum Meldungen.
Auch für den Menschen sind Salmonellen krankmachend. Es empfiehlt sich daher, kranke Vögel nur mit Gummihandschuhen anzugreifen. Bei Einhaltung der üblichen hygienischen Grundbedingungen besteht für den Menschen keine Gefahr.
Blaumeisen-Sterben
2020 entfachte eine regelrechte Hysterie rund um ein Blaumeisensterben, das in einzelnen Regionen Deutschlands, Luxemburg und Belgien auftrat.
Verursacht wurde dies durch das Bakterium Suttonella ornithocola, das bei den Vögeln eine Lungenentzündung verursacht und in der Regel zum Tod führte.
In Österreich gibt es derzeit keinen nachgewiesenen Fall.
Aktuelle Vogelkrankheiten abseits des Gartens
Vogelgrippe - Geflügelpest
Die Aviäre Influenza (Geflügelpest, Vogelgrippe) ist eine akute, hochansteckende, fieberhaft verlaufende Viruserkrankung der Vögel. Hochempfänglich für das Virus sind Hühner, Puten und zahlreiche wildlebende Vogelarten. Bei der Geflügelpest gibt es aktuell massivste Ausfälle bei Seevögeln, die für manche Arten wie z.B. die Dreizehenmöwe bereits bestandsbedrohend sind.
Enten, Gänse und Tauben erkranken entweder kaum oder zeigen keine Symptome, sie sind aber für die Erregerverbreitung von Bedeutung.
Seit Jahresbeginn 2023 werden in Österreich zahlreiche Ausbrüche von Geflügelpest bei Wildvögeln, aber auch in geflügelhaltenden Betrieben verzeichnet. Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern gibt es eine österreichweite Meldepflicht von tot aufgefundenen Wasser- und Greifvögeln.
Es wird daher ersucht, tot aufgefundene Wasser- und Greifvögel bei der Bezirksverwaltungsbehörde zu melden, damit sie auf den Erreger der Geflügelpest untersucht werden können. Bei gleichzeitigem Verdacht illegaler Verfolgung bitten wir um Meldung über die BirdLife Kanäle (BirdCrime Hotline +43 660 869 2327 oder Webseite) – Wir übernehmen die weitere Meldung an die Bezirksbehörden.