Spechtschäden an Gebäuden
Was tun, wenn Spechte die Fassade ruinieren
Trommeln wird von Spechten, wie bei anderen Vögeln das Singen, zur Revierabgrenzung und zur Balz im Winter und Frühjahr eingesetzt. Dabei werden tote Äste durch schnelle Schlagfolgen in Schwingung versetzt und so ein „Trommelwirbel“ erzeugt. Im Siedlungsgebiet werden dazu oft auch metallbeschlagene Leitungsmasten, Blechverkleidungen an Häusern oder ähnliches verwendet. Dabei wird in der Regel kein Schaden angerichtet, lästig ist höchstens die Lärmentwicklung. In dem Fall kann man die Spechte z.B. mit Girlanden oder Windspielen vertreiben.
Häufiger sind aber Meldungen über Spechte, überwiegend Buntspechte, die Löcher in wärmegedämmte Fassaden, manchmal auch in Holzbalken oder -verkleidungen hacken. Die meisten Beobachtungen von solchen „Hackattacken“ werden im Frühjahr und im Herbst gemeldet.
Warum Spechte an der Fassade klopfen
Meist sind Gebäude betroffen, die in der Nähe größerer Baumbestände stehen und eine Wärmedämmfassade besitzen. Diese klingen für Spechte gleichsam wie leicht zu bearbeitende, morsche Baumstämme oder Äste: Der dünne Verputz entspricht der Rinde und das Isoliermaterial aus Polystyrol oder Mineralwolle ähnelt morschem Holz. Bevorzugte Angriffsstellen sind die Hauskanten oder die Umgebung der Fenster. Je weicher und rauer der Verputz ist, umso besser können Spechte sich daran festhalten, je dünner er ist, umso leichter wird er bearbeitet. In den meisten Fällen werden in die Isolierung regelrechte Höhlen oder Höhlenanfänge gebaut.
Spechte bauen nicht nur eine Bruthöhle, sondern beginnen oft mehrere, aus denen sie dann eine auswählen. Auch Schlafhöhlen werden eigens gezimmert, so dass ein Specht jährlich mehrere Höhlen bauen kann. Nistkästen als Ersatzhöhlen bieten keine Abhilfe, da Spechte immer selber eine Höhle bauen wollen.
Im Vorfrühling und Frühling erfolgt der Bau der Bruthöhle, Schlafhöhlen werden besonders oft im Herbst gefertigt.
Nur selten ist Nahrungssuche der Beweggrund für das Hacken in Holzverkleidungen.
Auch wenn Spechte Baumhöhlen als Brutstätte klar bevorzugen, kann es im Einzelfall zu Bruten an Gebäuden kommen. Sobald das der Fall ist, darf nicht eingeschritten werden! Werden Brutstätten absichtlich zerstört, ist dies illegal und es kann eine Anzeige bei der örtlich zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde eingebracht werden.
Etwaige notwendige Gebäudesanierungen müssen auf nach der Brutzeit verschoben werden, um die Spechte und deren Nachwuchs zu schützen.
(Präventive) Abwehrmaßnahmen
Das Anbringen von Girlanden aus Plastikstreifen, dünnem Alublech oder Spiegelfolien (z. B. Spiegelfalze aus dem Baumarkt), die sich im Wind bewegen, kann in vielen Fällen schnellen Erfolg bringen. Diese sollten aber möglichst dicht und flächig angebracht werden. Ebenso können auch Windspiele, Windräder, unter Umständen sogar Greifvogelattrappen verwendet werden. Als wirksam haben sich auch Spechtattrappen erwiesen, die die Anwesenheit eines Rivalen vortäuschen. Manchmal aber gewöhnen sich die Spechte an alle diese Abwehrmaßnahmen, so dass man diese „Vogelscheuchen“ des Öfteren umgestalten muss.
Aus regelmäßig benutzten Schlafhöhlen kann man Spechte oft durch wiederholte nächtliche Störungen (Ausleuchten oder Klopfen) vertreiben. Es wurde auch über Erfolge durch Bespannen der betroffenen Bereiche mit glatter Plastikfolie während der kritischen Zeit oder über Erfolge durch einen Alarmton nach Durchfliegen eines Lichtschrankens berichtet. Auch das Überspannen mit feinmaschigem Drahtgitter kann Abhilfe schaffen. Schlaff hängende Netze sollten aber vermieden werden, da sie zu Vogelfallen werden können! Generell darf nichts eingesetzt werden, was die Vögel gefährden könnte!
Als dauerhafte Abhilfen werden stärkere Mineralputze oder sehr glatte, harte Putze, auf denen die Spechte keinen Halt finden, empfohlen. Wenn nur die Hausecken betroffen sind, kann man diese mit dünnem Metallblech verkleiden, auf dem sich die Spechte ebenfalls nicht festhalten können. Auch das Montieren von Metallgittern unter dem Verputz an den Hauskanten wird als Abwehr empfohlen. Ebenfalls wirksam – allerdings erst nach längerer Wartezeit – sind Fassadenbegrünungen.
Ursprüngliche Lebensräume schützen
Alte Bäume spielen für Spechte eine unheimlich wertvolle Rolle. Deshalb müssen wir uns für das Fortbestehen alter Wälder und Altholzbestände einsetzen!
Im städtischen Raum ist dies ebenfalls sehr wichtig, da alte Bäume oft Mangelware sind. Um für die Zukunft vorzusorgen, sollten auch in regelmäßigen Abständen junge Bäume gepflanzt werden.
Müssen alte Bäume aus Sicherheitsgründen entfernt werden, wenn sie z. B. morsch sind und Gefahr laufen, auf den Gehweg zu fallen, sollten bei der Entfernung zwei bis drei Meter des Stammes erhalten bleiben. Der übrig geblieben Baumstamm dient vielen Insekten als Lebensraum und kann auch dem Specht als Bruthöhle oder Ort zur Nahrungssuche dienen.
Beachten Sie aber, dass Spechte auch von Wärmedämmfassaden „verführt“ werden können, wenn in der Nähe Altbäume vorhanden sind. Das leicht zu bearbeitende Material ist für manche Individuen unwiderstehlich, wenn sie es einmal kennengelernt haben.
Fotos © T. Hochebner, L. Lugerbauer, fotografo, W. Kantner