Vögel auf Wohnungssuche
Unsere Tipps für Nistkästen für klassische Höhlenbrüter
Viele heimische Vogelarten sind Höhlenbrüter. Sie legen ihr Nest nicht frei auf Ästen oder am Boden an, sondern vor Wind, Wetter und Nesträubern geschützt in Hohlräumen, vor allem in Baumhöhlen. Derartige für die Brut geeignete Plätze werden aber zu Mangelware, weshalb Vogelfreunde das Vogelleben in ihrem Umfeld durch die Anbringung von Nistkästen regelrecht beleben können.
Bitte vorab beachten
Als Naturschutzmaßnahme hat die Erhaltung naturnaher Wälder, von Altholzinseln in Wirtschaftswäldern, alten Baumbeständen im Kulturland und im Siedlungsgebiet immer oberste Priorität! Ein alter, höhlenreicher Baum bietet schließlich nicht nur für Vögel, sondern für zahlreiche andere Tierarten Heimat. Nistkästen sind daher immer als Ersatz anzusehen, mit dem man vor allem im eigenen Umfeld Vögeln bei der Wohnungssuche unter die Flügel greifen kann.
Geeigneter Lebensraum
Das Anbringen von Nisthilfen ohne Bedacht auf geeigneten Lebensraum und Nahrungsangebot ist kaum zielführend! In Gärten, die zu ordentlich und steril sind und wenig Nahrung bieten, werden selbst die attraktivsten Nistkästen leer bleiben. Alle höhlenbrütenden Arten und damit auch die Bewohner von Nistkästen sind auf ein reiches Insektenangebot zur Jungenaufzucht angewiesen. Eine naturnahe Gartengestaltung mit vielen Strukturen, wilden Ecken und heimischen Pflanzen sowie der Verzicht auf Pestizide sind Grundbedingungen für insektenreiche und damit vogelreiche Gärten.
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Nistkasten montieren
Generell gilt: Geschlossene Nistkästen werden an Bäumen befestigt, am besten an lichten, aber nicht völlig ungedeckten Stellen – keinesfalls sollten sie in der prallen Sonne hängen. Das Einflugloch ist optimalerweise nach Südosten oder Osten auszurichten. Es sollte auf jeden Fall von der Hauptwindrichtung abgewandt sein. Manchmal werden klassische Höhlenbrüter-Nistkästen aber auch auf Terrasse oder Balkon von Meisen angenommen – wenn diese nicht zu hoch liegen und Bäume in der Nähe wachsen, lohnt sich ein Versuch. Im eigenen Garten können Kleinvogelkästen wegen der besseren Erreichbarkeit für die Betreuung schon in etwa 2 m Höhe oder sogar Augenhöhe angebracht werden, im freien Gelände besser in mindestens 3 m Höhe. Große Nistkästen sollten sich in mindestens 5 m Höhe befinden. Halbhöhlen für Nischenbrüter finden an Gebäuden ihren Platz und zwar möglichst hoch, schwer erreichbar für Katzen oder Marder, mit freier Anflugmöglichkeit und am besten unter einem Dachvorsprung.
Weiters müssen Sie sich überlegen, ob Sie die Nistkästen auch längerfristig betreuen können! Denn Nistkästen müssen jährlich geleert und gereinigt werden.
Nesträuber & Störungen
Als Nistkastenbetreuer*in muss man akzeptieren, dass Singvögel immer auch ein Teil der Nahrungskette und gerade Jungvögel eine begehrte Beute für verschiedenste Tiere sind. Selbst bei Höhlenbrütern ist ein gewisser Räuberdruck ganz natürlich. Einen Nachteil haben allerdings Nistkästen in Bezug auf Räuberdruck gegenüber Naturhöhlen: Sie sehen mehr oder weniger einheitlich aus.
Lernfähige Nesträuber
Das macht es lernfähigen Nesträubern wie Katzen, Mardern, Spechten oder Eichhörnchen viel leichter, die Nester ausfindig zu machen. Besonders trifft dies dann zu, wenn auf größeren Flächen immer die gleichen Kastenmodelle aufgehängt werden. Man sollte deshalb bei Bedarf „mardersichere“ Modelle wählen, die einen Vorbau haben. Dieser verhindert, dass Katzen- oder Marderpfoten bis zum Nest reichen können. Auch frei hängend (an windgeschützten Stellen) sind Nistkästen für Säugetiere weniger leicht erreichbar.
Rechts ein Beispiel: Ein mardersicherer Nistkasten speziell für den Gartenrotschwanz, der es etwas heller mag.
Vögel brauchen Ruhe
Auch wenn die Begeisterung noch so groß ist, bitte respektieren Sie ihre gefiederten Freunde und kommen Sie besetzten Nistkästen und Nestern nicht zu nah. Manche Arten (z. B. Sperlinge oder Wendehals) sind sehr empfindlich und geben die Brut bei Störungen leicht auf. Beobachten Sie daher bitte aus der Entfernung und lernen Sie so ihre Vögel besser kennen, ohne sie zu beunruhigen oder sie gar zu vertreiben.
Verschiedene Vogelarten, verschiedene Ansprüche
Aufgrund der Größe, der jeweiligen Vorlieben und Lebensweise benötigen unterschiedliche Vogelarten auch unterschiedliche Nistkästen. Achtung! Verwenden Sie auf keinen Fall Nistkästen aus Kunststoff, Dachpappe oder Metall! Diese bieten keine ausreichende Isolierung und Durchlüftung und können lebensbedrohliche Klimaverhältnisse schaffen. Geeignete Materialien sind Holz (mind. 2 cm Wandstärke) oder Holzbeton.
Kleinmeisenkasten
Arten: Blaumeise, Tannenmeise, gelegentlich Sumpfmeise, selten Zaunkönig
Maße: Grundfläche 12 x 12 cm
Höhe: 15 bis 20 cm
Einflugloch: 27 mm Durchmesser
Tiefe ab Einflugloch: 11 cm.
Kohlmeisennistkasten
Arten: Kohlmeise, Trauerschnäpper, Halsbandschnäpper, Gartenrotschwanz, Kleiber, Feldsperling, gelegentlich Haussperling und kleinere Meisen
Maße: Höhe: 20 bis 25 cm
Grundfläche 12 x 12 - 14 x 14 cm
Einflugloch 32 (bis 34) mm Durchmesser
Tiefe ab Einflugloch: 14 bis 19 cm
Starenkasten
Arten: Star, Wendehals, Kleiber, gelegentlich auch kleinere Arten
Maße: Höhe: 25 bis 30 cm
Grundfläche: 14 x 16 bis 16 x 16 cm
Einflugloch 46 bis 50 mm Durchmesser
Tiefe ab Einflugloch: 19 bis 25 cm
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