Kletterpflanzen für die Artenvielfalt
Efeu, Wilder Wein und Clematis als wichtige Nahrungsquelle und Nistplatz
Häuser, Gartenhütten und Carports dienen Vögeln oftmals als Ansitzwarte. Um sie noch attraktiver zu machen, empfehlen wir, auf Kletterpflanzen als Fassadenbegrünung zu setzen! Diese bieten unseren gefiederten Freunden nicht nur Schutz und einen geeigneten Nistplatz, sie stellen oftmals auch eine wichtige Nahrungsquelle dar. Nebenbei profitieren wir Menschen, da die Begrünung wie eine natürliche Klimaanlage wirkt. Auch Zäune und Gartenmauern können durch Kletterpflanzen naturnah gestaltet werden.
Heimische Kletterpflanzen
Der immergrüne Efeu Hedera helix ist eine der wenigen heimischen ausdauernden Kletterpflanzen. Er sorgt auch an grauen Novembertagen für etwas Farbe. Nachdem Efeu erst ab August bis in den Dezember hinein blüht, erfreuen sich auch zahlreiche Insekten an der Kletterpflanze. Nach dem Verblühen sind die blauschwarz heranreifenden Früchte eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel im Winter bis in den Frühling hinein.
Vor allem Amseln, Stare, Mönchsgrasmücken und andere Drosseln bedienen sich gerne an den kleinen Früchten. Efeu ist ein Selbstklimmer, der sich mit Haftscheiben an der Mauer festhält. Die Fassade sollte bei der Verwendung von Efeu absolut intakt sein und keine Risse im Verputz aufweisen. Unproblematisch ist jedenfalls die Verwendung an Gartenmauern- oder Zäunen. Aber auch an großen Nadelbäumen oder toten Baumstümpfen ist Efeu eine wertvolle Bereicherung und wird gerne als geschützter Brutplatz genutzt.
Eine wenig bekannte, heimische Kletterpflanze ist die Wilde Weinrebe Vitis vinifera ssp. sylvestris, die bei uns an natürlichen Standorten nur noch in Auwäldern Wiens und Niederösterreichs zu finden ist und aus der höchstwahrscheinlich die kultivierte Weinrebe hervorging. Sie kann wie ein Weinstock an Spalieren gezogen werden und bringt kleine, süß reifende Beeren hervor, die auch von Vögeln gefressen werden. Alternativ können Sie Ihr Spalier mit Wein, einer der ältesten Kulturpflanzen, begrünen und sich die Ernte mit ihren gefiederten Gästen teilen.
Nicht zu verwechseln mit der Echten Wilden Weinrebe sind die beiden Arten der Jungfernrebe, die auch als „Wilder Wein“ bezeichnet werden. Die Selbstkletternde Jungfernrebe Parthenocissus quinquefolia und die Dreispitzige Jungfernrebe Parthenocissus tricuspidata, stammen aus Nordamerika bzw. Ostasien. Mittlerweile werden sie bei uns häufig zur Fassadenbegrünung eingesetzt, da sie sehr schnell ganze Häuser bewachsen können. Sie sind ebenfalls selbstklimmend. Im Herbst bekommen sie eine schön leuchtende Farbe und die Beeren werden von Amseln, andere Drosseln, Hausrotschwänzen und auch Meisen gefressen. Ältere Exemplare bieten ebenso wie der Efeu attraktive Nistplätze. Dennoch ist eine Begrünung mit heimischen Arten zu bevorzugen.
Mehr Farbe für die Fassade
Attraktive heimische Kletterpflanzen sind die beiden Geißblatt-Arten (Echt-Geißblatt oder Garten-Geißblatt Lonicera caprifolium und Wald-Geißblatt Lonicera periclymenum), die hübsche, besonders süß duftende Blüten besitzen und damit vor allem Nachfalter anlocken, während die Beeren von Vögeln gefressen werden. Geißblatt braucht zum Klettern ein Spalier, vor allem das Garten-Geißblatt ist eine beliebte Gartenpflanze. Achten Sie darauf, tatsächlich eine heimische Art zu setzen, da es auch potentiell invasive Arten gibt (Japanisches Geißblatt Lonicera japonica und Henry-Geißblatt Lonicera henryi – in der Schweiz bereits als invasiv bzw. potentiell invasiv eingestuft).
Eine weitere heimische Kletterpflanze ist die Waldrebe. Die Wildform der Gewöhnlichen (Weißen) Waldrebe Clematis vitalba, die kleine weiße Blüten hat, dafür aber attraktive pelzige Samenstände, die gerne von Körnerfressern genutzt werden, ist bei uns weit verbreitet und verleiht ihrem Gartenzaun oder der Gartenmauer ein urwüchsiges Aussehen. Seltener ist die sehr dekorative Alpen-Waldrebe Clematis alpina mit glockigen violetten Blüten, die bei uns in lichten Bergwäldern vorkommt. In Gartenkultur am Spalier oder eigenen Clematis-Gerüsten gezogen werden meist verschiedenste Kultursorten dieser beiden und weiterer Waldreben-Arten, die in verschiedensten Farben von weiß über rosa bis dunkelviolett blühen. Bevorzugen Sie die dekorative heimische Alpen-Waldrebe und achten Sie bei Kultursorten auf ungefüllte Blüten, dann können auch diese Zierpflanzen als Insektenfutterpflanzen und Vogelnahrung dienen.
Die als "Heckenrosen" bekannten heimischen Rosen Rosa sp. sind eine schwer zu bestimmende Artengruppe, die wunderschöne Heckenpflanzen bilden, aber auch an Zäunen oder Spalieren oder Bäumen klettern können. Den Vögeln sind die Probleme der Botaniker*innen einerlei, sie erfreuen sich an den „Hetscherln“, die eine wichtige Herbst- und Winternahrung für viele Vogelarten darstellen. Die dornigen Gewächse bieten besonders sichere Brutplätze für Freibrüter. Wenn Sie eine der zahlreichen Kultur-Kletterrosen verwenden, bevorzugen Sie ungefüllte oder halbgefüllte Blüten, die blütenbesuchenden Insekten zu Gute kommen. Kletterrosen an Hausmauern oder auch an Rosenbögen im Garten können für Vögel ebenso attraktive Brutplätze sein.
Wenig bekannt ist der bei uns in Auwäldern heimische Echte Hopfen Humulus lupulus als Garten-Kletterpflanze, der die Wildform des Kultur-Hopfens ist. Hopfen muss an Schnüren oder Spalieren hochgeleitet werden und kann leicht in Kübeln auf Terrasse und Balkon gezogen werden. Oder Sie lassen ihn an einem alten, abgestorbenen Baumstumpf hochwachsen. Er bildet jedes Jahr neue, extrem schnell wachsende Triebe, die jung als Wildgemüse geerntet werden können, die Blütenzapfen der weiblichen Pflanzen können in Teemischungen verwendet werden.
Exotische Kletterpflanzen
Auch exotische Arten wie Blauregen Wisteria sp., Kletterhortensie Hydrangea petiolaris, Schling-Knöterich Fallopia baldschuanica oder Pfeifenwinde Aristolochia macrophylla können über die Jahre dichte Begrünungen ausbilden, die als Versteck und Brutplatz genutzt werden können. Und selbst einjährige Kulturpflanzen wie Stangenbohne Phaseolus vulgaris, Feuerbohne Phaseolus coccineus, Süßkartoffel Ipomoea batata oder Trichterwinde Ipomoea tricolor bilden innerhalb kurzer Zeit dichten Bewuchs, als Insektennahrung und mit Glück sogar als Versteck oder Brutplatz dienen.
Weitere Informationen zur vogelfreundlichen Gartengestaltung finden Sie in unserer Broschüre "Gefiederte Gäste im Hausgarten"!
Fotos © u. a. L. Lugerbauer