Ratgeber für Katzenbesitzer*innen
Stubentiger als potentielle Bedrohung für die Vogelwelt
Die Vogelwelt Österreichs ist einer Fülle von Gefahren ausgesetzt, allen voran Lebensraumverschlechterungen (Zerstörung, Zerschneidung, Nutzungsintensivierung etc.), die illegale Verfolgung seltener Vogelarten und die Veränderungen durch die Klimakrise.
Auch Hauskatzen, welche für den Menschen eine wichtige soziale Rolle erfüllen, können sich unter bestimmten Umständen problematisch auf den Vogelbestand auswirken.
Der nachfolgende Ratgeber soll zu einem für alle Seiten akzeptablen Miteinander beitragen, denn insbesondere Katzenhalter*innen tragen eine große Verantwortung und können zumeist unmittelbar auf ihre Haustiere einwirken.
Zahlen und Fakten in Österreich
- Die Hauskatze ist das zahlenmäßig beliebteste Haustier Österreichs (1.54 Mio. 2019/20). Diente Felis catus dem Menschen ursprünglich vor allem zur Bekämpfung von Nagetieren, so steht heute der soziale Kontakt zum Tier im Vordergrund dieser Beziehung.
- Im Gegensatz zu anderen Haustieren werden Katzen häufig im Freigang gehalten. Damit ist die Hauskatze in siedlungsnaher Landschaft zahlenmäßig der bedeutsamste mittelgroße Beutegreifer.
- Wohl aufgrund der evolutionären Anpassung an den vergleichbaren Räuber Wildkatze, wurden in Mitteleuropa keine Aussterbeereignisse von Tierarten durch
Hauskatzen verursacht.
Welche Vögel sind besonders gefährdet?
Es steht außer Frage, dass allein aufgrund der hohen Anzahl an Freigängerkatzen (>1 Mio.) jedes Jahr Millionen Vogelindividuen in Österreich von Katzen getötet werden. Besonders gefährdet von Katzen erbeutet zu werden sind Vogelarten, die in Siedlungen oder im Siedlungsumfeld brüten und sich viel am Boden aufhalten (z. B. Amsel, Hausrotschwanz, Girlitz, Bluthänfling, Grünling).
In der heute intensiv genutzten, strukturell verarmten Landschaft ist es nach Befunden in einigen Studien möglich, dass Katzen in ihrem zumeist zersiedelten Einflussbereich regional bzw. temporär (Brutzeit) zu einem weiteren Rückgang mancher Vogelarten beitragen.
Negative Effekte auf seltene oder in ihrem Bestand stark rückläufige bzw. geschützte Vogelarten wurden in Österreich bisher schlichtweg nicht untersucht und daher können wir diese auch nicht ausschließen. Dabei müssen auch Effekte beachtet werden, die über die direkten Verluste hinausgehen, wie ein hoher Störungsdruck alleine durch die Anwesenheit von Katzen und damit verminderte Fütterungsraten durch Altvögel, die gerade ihre Jungen versorgen.
Nach aktuellen Studien schwankt die Menge an gefangenen Tieren bzw. Vögeln sehr stark von Katze zu Katze. Besonders problematisch sind so genannte Streunerkatzen, die einen hohen Anteil ihres Energiebedarfes ohne die Hilfe des Menschen decken müssen.
Vogelfreundliche Maßnahmen zur Reduktion des Einflusses Ihrer Katze(n)
Wir appellieren an Besitzer*innen von Freigängerkatzen, folgende Maßnahmen umzusetzen:
- Strikte Einhaltung der Kastrationspflicht gem. 2. Tierhalteverordnung und Rückführung von Streunern in die menschliche Obhut.
- Beschränkung des Freigangs. Am leichtesten kann man die Tötung von Vögeln verhindern, wenn Katzen wenig Gelegenheit dazu haben. Bei (ausreichend zu beschäftigenden) Wohnungskatzen ist das per se gewährleistet, bei Freigängern gilt zu beachten: Vögel sind besonders in den fütterungsintensiven Morgen- und Abendstunden in der Hauptbrutzeit von April bis Juli gefährdet – Gewähren Sie Ihrem Stubentiger, vor allem im Frühjahr und Frühsommer, möglichst wenig Freigang innerhalb der Dämmerungszeiten. Füttern Sie ihre Katze regelmäßig knapp vor bzw. in den Dämmerungszeiten, damit ihr Jagdtrieb und Hunger in dieser kritischen Zeit reduziert ist!
- Bereitstellung von proteinreichem Futter in ausreichender Menge.
- Bereitstellung von ausreichend Beschäftigungsmöglichkeiten, die dem Jagd- und Spieltrieb der Katze entsprechen.
- Verwendung von „Warneinrichtungen“. Farblich auffällige Halsbänder halfen in einzelnen Studien, den Jagderfolg zu verringern. „Glöckchen“ dürften sich negativ auf das Gehör der Katze selbst auswirken und sind daher bedenklich. Die Wirksamkeit aller dieser Maßnahmen darf nicht überschätzt werden, da z. B. für flugunfähige Jungvögel eine optische oder akustische Warnung kaum Vorteile bringt.
- Meldung von Fängen. Helfen Sie uns, dass Räuber-Beute-System Katze und Vögel besser zu verstehen und so zum Wohl von Katze und Vogelwelt gleichermaßen beitragen zu können. Melden Sie Fänge Ihrer Katze via www.ornitho.at und verwenden Sie dabei bitte das „Totfundmodul“ (Präzisierung auf „Totfund/Rupfung“ und Beschreibung der Umstände im Feld „Bemerkungen“).
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