Jedes Jahr sehen sich tausende Zugvögel mit den gewaltigen Erhebungen der österreichischen Alpen konfrontiert, ein Hindernis welches sie überwinden müssen um sicher zu ihren Überwinterungsquartieren im Süden zu gelangen. Dennoch waren vor kurzem noch einige Fragen über den herbstlichen Vogelzug im Alpenraum offen. Hierbei sollte das BirdLife Projekt "ViA - Vogelzug im Alpenraum" Abhilfe schaffen.
Mit Erfolg, denn nach zahlreichen gelungenen Freilanderhebungen in den Jahren 2012 und 2013 und der anschließenden Auswertung der Ergebnisse konnte das Projekt Ende 2015 beendet werden. Unsere Projektpartner waren die Schweizerische Vogelwarte Sempach und das Netzwerk Vogelzug.net, finanziert wurde es von der Schweizer Naturschutzstiftung MAVA sowie dem Land Tirol.
Da der Vogelzug ein komplexes Thema darstellt, war eine Kombination mehrere Methoden notwendig um einen möglichst vieseitigen Einblick in das alljährliche Spektakel zu bekommen. Somit konnte 2012 und 2013 an 96 Punkten durch freiwillige Mitarbeiter und mithilfe einer vorgegebenen Methode der Vogelzug erhoben werden. Anschließend wurden die Erhebungen mit intensiveren Zählungen durch professionelle OrnithologInnen im Jahr 2013 ergänzt. Zusätzlich kamen zwei Radargeräte hinzu, welche verwendet wurden um an 5 Punkten den Vogelzug rund um die Uhr registrieren zu können. Danach wurden die Ergebnisse mit den Daten anderer Projekte kombiniert um im Endeffekt ein möglichst umfassendes Bild vom Vogelzug im Alpenraum zu erhalten.
Tagvogelzug
In Summe konnten bei der Erfassung des Tagvogelzugs an 109 Punkten 253611 Vögel aus 174 Arten gezählt werden! Die häufigsten Vogelarten waren Buchfink, Ringeltaube, Star sowie Rauch- und Mehlschwalbe. Am Alpenostrand konnten sogar Durchzugsraten von bis zu mehr als 3300 Vögeln pro Stunde und Kilometer festgestellt werden. Hinzu kommen auch die Ergebnisse der Radargeräte mit den stärksten Erfassungen von ungefähr 7500 Vögeln pro Stunde und km bei Schönberg im Stubailtail und Vogelzüge in Höhen von über 6000 m über Adria.
Gefahrpotenzial: Windpark
Es ist äußerst wichtig das durch dieses Projekt erhaltene Wissen auch in den richtigen Kontext zu bringen, denn bei Windkraftplanungen wird sehr oft der Vogelzug, insbesondere der Kleinvogelzug nur unzureichend untersucht bzw. berücksichtigt. Zum Beispiel können Fehleinschätzungen der Standorte für eine Vielzahl an Kleinvögeln fatale Folgen mit sich bringen. Im Rahmen des Projektes konnte somit ermittelt werden, dass während der Hauptdurchzugszeit (Mitte September bis Ende Oktober) der Kleinvogelzug an mindestens 17 Tagen erhoben werden sollte um ihn seriös abschätzen zu können.