Spatzen und Spechte – diese beiden Artengruppen spannen den Bogen von Gebäudebrütern zu Waldbewohnern und stehen damit stellvertretend für die Vielfalt an Vogelarten, die in einer Großstadt wie Wien vorkommen. Haussperlinge sind als reine Kulturfolger in mitteleuropäischen Städten allgegenwärtig, doch nehmen ihre Bestände in vielen europäischen Großstädten ab. Spechte sind in Wien mit neun Arten vertreten, was im mitteleuropäischen Vergleich eine große Vielfalt bedeutet. Gemeinsam mit der Stadt Wien haben wir 2020/2021 ein Citizen Science Projekt umgesetzt, um auf diese gefiederten Bewohner Wiens Aufmerksamkeit zu lenken.
Hintergründe des Projekts
Beide Gruppen – sowohl die Sperlinge als auch die Spechte – sind für Laien leicht als solche zu erkennen und gelten als beliebte Vögel. Doch ihre unterschiedlichen Lebensraumansprüche, ihre Lebensweise und auch die Artenvielfalt sind weit weniger bekannt. Durch Citizen-ScienceAktionen, die zum Mitmachen und Beobachten anregen, kann man in optimaler Weise Tiergruppen, die zwar in enger Nachbarschaft mit dem Menschen leben, aber oft wenig beachtet werden, ins Licht der Öffentlichkeit rücken und auf ihre Bedürfnisse aufmerksam machen. Gleichzeitig können die gesammelten Daten wertvolle Grundlage für den Schutz liefern.
Ergebnisse der Spechte-Mitmachaktion
Insgesamt wurden in der Bundeshauptstadt 1.457 Specht-Beobachtungen gemeldet. Die am häufigsten nachgewiesene Spechtart war mit Abstand der Buntspecht (49%), gefolgt vom Grünspecht (26%) und dem Schwarzspecht (5%), wobei der Buntspecht am weitesten ins Stadtinnere vordringt und in allen Wiener Bezirken beobachtet werden konnte. Sogar aus den innerstädtischen Bezirken zwischen Ringstraße und Gürtel wurde er erstaunlich häufig gemeldet. Er bewohnt hier nicht nur kleine Parks, sondern auch baumbestandene Innenhöfe und kommt selbst entlang der Wiener Ringstraße vor!
Ergebnisse der Spatzen-Mitmachaktion
Knapp die Hälfte der gemeldeten Haus- und Feldsperlinge haben ihr Nest unter einem Dach gebaut, während knapp ein Drittel sonstige Nischen oder Höhlen, wie zum Beispiel eine Spalte in der Fassade, als Brutplatz nutzten. Eine Dachrinne oder das Regenrohr nutzen 10 Prozent aller Sperlinge als Brutplatz. Lediglich drei Feldsperlinge und ein Haussperling wählten eine Baumhöhle als Nistplatz, während 9 Prozent einen Nistkasten für die Aufzucht ihrer Jungen annahmen. Dass der Haussperling und der Feldsperling in Wien vorwiegend an Gebäuden brütet, verdeutlicht die Bedeutung von Spalten und Nischen an Bauwerken als Nistplatz. Werden diese – etwa bei Sanierungen – beseitigt, gehen damit auch Brutmöglichkeiten für den frechen Spatz verloren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alte Bäume, Sträucher, Hecken und Grünflächen für Spechte als auch Spatzen von unheimlich großer Bedetung sind – ob als Brutplatz, zur Nahrungssuche oder als Tagesversteck. Weiters sind vor allem für die Haussperlinge Gebäudenischen und Höhlen wichtige Nistplätze, die erhalten werden müssen!
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Fotos © L. Lugerbauer, E. Kucs