Der Girlitz (Serinus serinus) ist ein samenfressender Gartenbewohner aus der Familie der Finken. Innerhalb der letzten 20 Jahre nahm der Girlitz-Bestand österreichweit um 80% ab – der einzigartige Gesang verstummt. Deshalb wurde der Girlitz zum Jahresvogel 2021 ernannt, um mehr Bewusstsein für diesen hübschen Gartenbewohner zu schaffen. Denn mit einer vogelfreundlichen Gartengestaltung kann ihm jeder "unter die Flügel" greifen.
Blütenwiese statt Einheitsgrün
Ein reiches Angebot an Wildkräutern ist für den Girlitz lebensnotwendig, denn er ernährt sich fast ausschließlich von Wildkräutersamen(wie Hirtentäschel, Löwenzahn, Gänsedistel, Vogelmiere, Wegrauke, Wildkamille) und kleinen Baumsamen (Ulme, Birke). Auch die Jungen werden mit einer Art Babybrei aus zerquetschten unreifen Samen gefüttert.
Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer haben es in der Hand, dem Girlitz nachhaltig „unter die Flügel“ zu greifen! Wildkräuter in Pflasterritzen und Blumenbeeten sowie „wilde Ecken“ sind essentiell für das Fortbestehen dieser gefährdeten Finkenart. Statt Flächen völlig zu versiegeln, empfiehlt es sich, auf Gittersteine zurückzugreifen, in deren Zwischenräumen niedrige Pflanzen wie Knopfkamille oder Vogelknöterich gedeihen.
Tipp: "Finkenbuffet-Seedballs"
Der Girlitz im Vogelporträt
Mit nur 11-12 cm Körperlänge vom Schnabel bis zum Schwanz und 11-12 g Gewicht ist der Girlitz der kleinste heimische Fink. Das Männchen zeigt eine leuchtend gelbe Färbung im Gesicht, auf der Kehle und Brust auf. Oberseits ist er grünlich gestreift. Das Weibchen (links) ist etwas matter gefärbt und ebenso unterseits gestreift. Mit seinem sehr kurzen dunklen Schnabel sieht der Girlitz auffällig stupsnasig aus.
Aufgrund seines Gefieders oft mit der Goldammer, dem Erlenzeisig oder auch dem Grünfink verwechselt wird.
Kurzstreckenzieher unter unseren Finken
Der Girlitz ist ein Kurzstreckenzieher. Das Überwinterungsgebiet der österreichischen Girlitze liegt im zentralen Mittelmeerraum, überwiegend in Italien, aber auch in Griechenland. Sie ziehen von Mitte September bis Ende Oktober aus Österreich ab. Ganz vereinzelt verbleiben die kleinen Finken in milden Wintern auch bei uns. Die meisten Girlitze kehren Anfang/Mitte April nach Österreich zurück, um hier zweimal pro Saison zu brüten.
Auffällig ist der hohe klingelnd-klirrende Gesang des Männchens, der mit einem klingelnden Schlüsselbund oder klirrendem Glas verglichen werden kann.
Der Gesang des Girlitz
Sein Gesang besteht aus einer Reihe von klirrenden Tönen, die er in rascher Folge von einer höheren Sitzwarte aus, wie etwa einem Baumwipfel oder Dachgiebel vorträgt.
Um diesen fröhlich trällernden Finken zu unterstützen, appelliert BirdLife an die Gartenbesitzer*innen, Wildkräuter in Pflasterritzen und Blumenbeeten zuzulassen, Gittersteine mit Ritzenvegetation als Pflasterung anstelle von völlig versiegelten Flächen zu verwenden und Wildblumenbeete sowie "wilde Ecken" wachsen zu lassen!
Fotos © W. Stani, W. Schweighofer, M. Dvorak, R. Mann, A. Ranner;
Mehr Infos zum Girlitz
In dieser Podcastfolge stellt BirdLife-Ornithologin Eva Karner-Ranner den Girlitz vor – von Bestimmungstipps, Empfehlungen für eine für "Finken fitte" Gartengestaltung, Infos zur Brutbiologie bis hin zu den Dingen, die den Girlitz so besonders machen.
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