In ihrer Brutplatzwahl ist die Mehlschwalbe flexibler als die Rauchschwalbe: Sie nutzt meist Außenmauern von Gebäuden, kann aber auch heute noch vereinzelt an natürlichen Brutplätzen an Felswänden beobachtet werden. Sie braucht wettergeschützte Stellen unter Dachvorsprüngen oder ähnlichen Strukturen – bevorzugt in mindestens 4 m Höhe. Ihre kunstvollen Nester sind je nach Standort geschlossene Viertel- oder Halbkugeln, die nur eine kleine Öffnung aufweisen. Verputzte Wände werden vor nackten Ziegelmauern und Holz als Nistplatz bevorzugt, wobei die Nester auf rauen Verputzen besser haften als auf sehr glatten. Da die Mehlschwalbe gerne in großen Kolonien brütet, können an günstigen Stellen abenteuerlich „verschachtelte“ Schwalbensiedlungen entstehen.
Baukünstler
Das Baumaterial für die kunstvollen Nester, bevorzugt lehmige Erde, sammeln Mehlschwalben wie Rauchschwalben an offenen Lacken oder Gewässerufern. Bis zu 1.500 Lehmklümpchen schafft ein Mehlschwalbenpaar im Schnabel heran, bis das Nest fertiggestellt ist. Vereinzelt werden auch Pflanzenfasern zur Stabilisierung verbaut, aber nie so viele wie bei oft recht struppig aussehenden Rauchschwalbennestern. Dann wird die so entstandene selbstgebaute Bruthöhle noch mit Moos, feinen Halmen, Federn oder anderen weichen Materialien ausgepolstert.
Das aufwändig angefertigte Nest wird in den Folgejahren wiederverwendet und bei Bedarf ausgebessert, auch Kunstnester werden gerne angenommen. Deshalb ist es äußerst wichtig, die Nester nicht zu entfernen und für zukünftige Bruten bestehen zu lassen. Außerdem sind in vielen Bundesländern Schwalben-Nester auch über die Brutzeit hinaus gesetzlich geschützt.
Arbeitsreiche Brutzeit
Die 2-6 Eier werden von beiden Eltern etwa 2-2,5 Wochen lang bebrütet. Dabei brauchen die Altvögel zusätzliche Energie und damit Nahrung, um die notwendige Wärme für die Eier zu produzieren. Die Jungen schlüpfen nackt und hilflos und müssen deshalb noch einige Tage ständig gewärmt werden müssen. Währenddessen schafft der andere Elternteil Nahrung herbei. Sobald die Jungvögel mit ca. 5 Tagen alleine gelassen werden können, sorgen beide für ständigen Futternachschub – täglich können bis zu 800 Fütterungsflüge gezählt werden.
Mit 3-4 Wochen verlassen die Jungen das erste Mal das Nest, werden aber noch mehrere Wochen lang von den Eltern gefüttert und kehren dazu immer wieder ins Nest zurück. Auch wenn sie schon selbständig fressen können, übernachten sie noch sehr lange im Nest.
1-2 Bruten ziehen Mehlschwalben pro Jahr auf. Somit können bis Mitte September vereinzelt noch Jungvögel im Nest sein. Doch viele sind bereits im August mit dem Brutgeschäft fertig und sammeln sich zu großen Gruppen, die dann gemeinsam Richtung Süden aufbrechen.
Überwinterung in Süden
Der Hauptabzug der Mehlschwalben findet im September statt – und fällt damit in die Zeit um Mariä Geburt, die von der Katholischen Kirche am 8. September gefeiert wird. Sie überqueren die Alpen und das Mittelmeer in breiter Front und überwintern in Afrika südlich der Sahara. Die Rückkehr ins Brutgebiet erfolgt meist erst im Laufe des April oder Anfang Mai, weshalb sich der zweite Teil des Merksatzes: … zu Maria Verkündigung kommen sie wiederum.“ wohl eher auf die etwas früher eintreffende Rauchschwalbe bezieht, da dieser katholische Feiertag auf den 25. März fällt.