Als treuer Begleiter des Menschen brütet der Haussperling seit jeher in Städten und Dörfern. Als ursprünglicher Steppenbewohner schloss er sich wahrscheinlich vor etwa 10.000 Jahren mit der „Erfindung“ der Landwirtschaft im Mittleren Osten dem Menschen an und folgte den frühen Ackerbauern auch nach Europa. Getreide und Tierfutter in den kleinen Siedlungen boten ihm ganzjährig Nahrung.
Heute bewohnt er selbst große Städte wie Wien, wo er im gesamten Stadtgebiet bis ins dicht bebaute Zentrum vorkommt. Er meidet nur die geschlossenen Waldgebiete an den Rändern der Stadt wie den Wienerwald und die Lobau.
Ein wahrer Stadtliebhaber
Am liebsten sind dem Haussperling Stadtteile mit einem höheren Anteil an Grünflächen.
In Grünanlagen finden Haussperlinge schließlich nicht nur Futter, besonders wichtig sind auch dichte Hecken, Büsche oder Kletterpflanzen. Diese nutzen sie als Tagesverstecke, in die sich der ganze Schwarm zum Rasten zurückzieht, die aber auch Schutz vor möglichen Gefahren bieten.
Gemeinschaftsschlafplätze liegen bevorzugt in größerer Höhe – Efeu und andere Kletterpflanzen bieten sich hier besonders an.
Sorgsame Spatzen-Eltern
Als Brutplatz benutzt der Haussperling Mauerlöcher, Nischen unter Dachvorsprüngen oder sonstige Halbhöhlen an Gebäuden. Seine Brutnische füllt er fast vollständig mit Nistmaterial aus trockenen Halmen aus, so dass meist nur eine seitliche Öffnung zum Einschlüpfen frei bleibt.
In die fein ausgepolsterte Mulde legt das Weibchen 4-6 Eier. Um die Brut und die Jungen kümmern sich beide Eltern und sind dabei besonders vorsichtig: So frech die Spatzen im Schanigarten sein können, so empfindlich gegen Störungen sind sie am Brutplatz! Haupsperlinge nisten zwar meist in Kolonien, der unmittelbare Nestbereich wird aber gegenüber anderen Spatzen verteidigt.
Selten ist ein Haussperling alleine unterwegs – oft wird alles in der Gruppe unternommen – vom Rasten und Schlafen über das gemeinschaftliche Sandbad bis zur Futtersuche. Das geht soweit, dass ein Sperling, der eine gute Futterquelle entdeckt hat, erst die anderen Mitglieder seiner Gruppe verständigt, bevor er selbst zu fressen beginnt!
Leibspeisen des Haussperlings
Haussperlinge fressen ganzjährig vor allem Samen, gern Getreidekörner, aber auch Wildkräutersamen wie zum Beispiel jene von Gänsefuß oder Amaranth. Zur Brutzeit im Frühling und Sommer sind sie zusätzlich auf tierische Nahrung angewiesen: Frisch geschlüpfte Jungvögel werden fast ausschließlich mit kleinen Insekten und Spinnen gefüttert, später werden weiche, unreife Kräutersamen dazugemischt, bis sie nach dem Ausfliegen dann ähnlich wie die Altvögel größtenteils Körner fressen und Insekten nur mehr maximal ein Drittel der Gesamtmenge ausmachen.
Seit sich Haussperlinge dem Menschen angeschlossen haben, fressen sie am Vieh- und Hühnerfutter mit, nutzen Getreidefelder und Getreidelager oder Dreschabfälle, holen sich sogar unverdaute Haferkörner aus Pferdeäpfeln.
In der Stadt sind diese landwirtschaftlichen Nahrungsquellen kaum verfügbar, deswegen spielen Wildkräutersamen und Baumsamen, aber auch Vogelfutter oder menschliche Nahrungsreste wie Brotbrösel eine größere Rolle. Dabei darf man aber nie auf die Bedeutung von Insekten für die Jungenaufzucht vergessen –allein von menschlichen Fütterungen kann kein Spatzentrupp leben!
Insektenmangel
Obwohl der in Europa weit verbreitete Haussperling eine häufige Vogelart ist, gibt es in den letzten Jahrzehnten Bestandsrückgänge in vielen europäischen Großstädten.
Gut dokumentiert sind etwa die Bestandseinbrüche in britischen Städten, die man einerseits auf Mangel an Insektenfutter für die Jungvögel zurückführt, neuerdings aber auch mit Belastung durch Krankheiten wie der Vogelmalaria in Zusammenhang bringt.
Der Haussperling in Wien
In Wien ist der Haussperling mit geschätzten 28.000 Brutpaaren die häufigste Vogelart. Er brütet im Grüngürtel über landwirtschaftlich genutzten Gebieten bis ins dicht bebaute Stadtzentrum. Er meidet nur geschlossene Wälder und eintönige Ackerflächen.
In der Karte rechts ist das geschlossene Siedlungsgebiet in Rot dargestellt, vereinzelt kann man den Haussperling auch abseits davon antreffen.