Vögel gelten als wichtige Indikatoren für eine intakte, lebenswerte Umwelt. Wenn es ihnen gut geht, dann gilt das auch für viele andere Tier- und Pflanzenarten. Alle Gartenfreund*innen können ein kleines Stücken Grün vogelfreundlich gestalten und so Oasen der Vielfalt schaffen. Das Bestechende daran ist, dass ein Mehr an Natur zumeist ein Weniger an Arbeit bedeutet und auch noch nachweislich zum Wohlbefinden der Menschen beiträgt! Fangen wir also gemeinsam an, unsere Gärten vogelfreundlicher zu gestalten!
Mehr Infos gibt's unter: Vogelschutz ums Haus
1. Beikräuter wachsen lassen
Was oft als Unkraut bezeichnet wird, nennen wir Wildkraut oder Beikraut! Im Gegensatz zum Englischen Rasen bietet ein natürlich gewachsener Rasen mit Löwenzahn, Gänseblümchen, Hirtentäschel, Vogelmiere, Veilchen oder Spitzwegerich nicht nur Samennahrung für Körnerfresser, es tummeln sich hier auch eine Unzahl an Insekten, die der Vogelwelt zu Gute kommen. Deshalb unbedingt: Beikräuter stehen und den Rasen (zumindest an manchen Stellen) wachsen lassen!
Auch Beikräuter im Blumenbeet, in Pflasterritzen oder ungestört wuchernde Wildkräuter im „Wilden Eck“ machen den Garten zum „Vogel-Dorado“!
2. Totholz(-Haufen) fördern
Für unzählige Tiere, Pflanzen und Pilze stellt Totholz einen unverzichtbaren Lebensraum dar! In abgestorbene Äste oder Bäume bauen Spechte und Kleiber mit Vorliebe ihre Höhlen. Diese und natürliche Fäulnishöhlen bieten wiederum Wohnraum für zahlreiche andere Vogelarten und Säugetiere. Ein sonnenbeschienener toter Baumstamm lockt als natürliches Insektenhotel im Lauf der Zeit zahlreiche holzbewohnende Insekten an, z. B. die eindrucksvolle Blauschwarze Holzbiene.
Aber auch liegendes Totholz, wie etwa abgelagerte Äste oder Reisighaufen, bietet Lebensraum und Versteckmöglichkeiten für viele Lebewesen, etwa für Reptilien oder auch z. B. den Igel.
3. Kletterpflanzen anschaffen
Um die Artenvielfalt im Garten zu erhöhen, empfehlen wir, Mauern oder Zäune mit Kletterpflanzen wie Efeu, Clematis oder Wildem Wein (Jungfernrebe) zu begrünen. Diese bieten unseren gefiederten Freunden nicht nur Schutz und einen geeigneten Nistplatz, sie sehen dabei auch noch dekorativ aus!
Ihre Früchte sind darüber hinaus eine wichtige Nahrungsquelle und ein Magnet für Insekten – kein Wunder, dass Sperlinge, Amseln, Grünfinken, Mönchsgrasmücken und viele mehr Kletterpflanzen schätzen!
4. Naturfreundliche Weg- und Parkplatzbefestigung
Befestigte Wege und Parkplätze rund ums Haus müssen keine öde, lebensfeindliche Fläche sein! Gepflasterte Flächen locken bald spezielle Pflanzen an, die sich in Pflasterritzen ansiedeln. Wer diese einfach wachsen lässt, erspart sich nicht nur viel Arbeit, sondern ermöglicht auch Girlitz, Bluthänfling und Co. das Überleben: Knopf-Kamille, Vogelknöterich, Vogelmiere, Wegerich oder gemeines Greiskraut zählen zu den Leibspeisen der siedlungsbewohnenden Finkenarten. Dekorative Farbtupfer kann man mit wildem Thymian und Mauerpfeffer schaffen, die mit ihren Blüten auch noch Insekten anlocken. Noch mehr Platz für lebensspendendes Grün bieten Gittersteine.
5. Auf Gift verzichten
Insektizide, Herbizide und sonstige chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sind eine große Gefahr für unsere Artenvielfalt! Insekten, aber auch alle Tiere, die in der Nahrungskette über ihnen stehen, werden durch ihren Einsatz dezimiert – und der Garten wird zu einem artenarmen und leblosen Ort.
Bitte deshalb jegliche Chemie aus dem Garten verbannen und sich z. B. zum Abhalten von Schnecken im Gemüsegarten über natürliche Methoden informieren! Auch beim Reinigen von Futterhäusern oder Tränken sollte nur auf heißes Wasser, eine gute Bürste oder maximal auf giftfreie Reinigungsmittel wie z. B. Essigwasser gesetzt werden.
6. Wildblumen für Mensch und Natur
Viele heimische Wildblumen überzeugen nicht nur mit ihrer Blütenpracht, sie sind auch wichtige Nahrungspflanzen. Vögel haben z. B. die Samen von Mädesüß, Flockenblumen, Wegwarten, Gemeiner Goldrute, Weidenröschen oder Vergissmeinnicht zum Fressen gern! Pflanzen Sie diese in Ihrem Staudenbeet und teilen Sie die Freude an Ihnen mit Ihren gefiederten Gästen. Wichtig ist es, die Samenstände nach der Blüte stehen zu lassen. Auch blütenbesuchende Insekten freuen sich über die attraktive Nahrungsquelle.
7. Hecken als sichere Brutplätze
Hecken aus heimischen Wildgehölzen bieten besonders dann beliebte Brutplätze für Vögel, wenn man dornenbewehrte Sträucher verwendet. Weißdorn, Berberitze, Schlehe, Heckenrose oder Kreuzdorn werden so zur sicheren Kinderstube und stellen mit ihren Früchten überdies noch Nahrung im Spätsommer und Herbst zur Verfügung. Regelmäßiger Rückschnitt fördert dabei sogar eine dichte Wuchsform. Verzichten Sie jedoch jedenfalls zur Brutzeit zwischen März und August auf den Schnitt, um die Vögel nicht beim Brüten zu stören. Wenn Sie die Hecke von Zeit zu Zeit auf Stock schneiden, dann bitte nur abschnittsweise, so dass immer genügend Versteckmöglichkeiten übrigbleiben!
8. Wilde Ecken
Im kleinsten Garten ist Platz für ein Stück ungezähmte Natur, lassen Sie in einer geschützten und wenig genützten Ecke Wildkräuter wie Brennnesseln, Beifuß, Gänsefuß und Disteln wachsen, lagern Sie daneben z. B. Schnittgut vom Heckenschnitt oder Laubhaufen ab, an besonnten Stellen einen Steinhaufen – fertig ist die kleine Naturoase. Im Laufe der Zeit wird sie zum Rückzugsraum für unzählige Tierarten und Nahrungsquelle für Vögel. Auch dem restlichen Garten tut ein bisschen „Wildwuchs“ gut, sei es den Zaun entlang, unter der Hecke oder rund um den Komposthaufen.
9. Auf "technische Helfer" verzichten
Mähroboter werden von vielen "Gartelnden" als zeitsparende Helfer angesehen. Wir raten jedoch allen Natur- und Vogelfreund*innen dringend von ihrer Verwendung ab. Sie stellen nicht nur eine Gefahr für Insekten, Amphibien und kleine Säugetiere dar, ständig arbeitende Mähroboter halten auch den Rasen so kurz, dass kein Kraut mehr zur Blüte, geschweige denn zur Samenreife kommen kann.
Sparen Sie lieber Zeit, indem Sie nur die Bereiche gezielt mähen, die Sie als Spiel- oder Wohnfläche oft benützen und lassen Sie den Rest als selten gemähte Wiese stehen.
Ähnlich verhält es sich auch mit Laubsaugern und Laubgebläse, bitte verzichten Sie auf solche Gerätschaften.
10. Rosenbögen aufstellen
Rosenbögen sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch ein geeigneter Nistplatz für Amsel, Grünfink & Co.! Die Dornen schützen vor Nesträubern und bieten Schatten an heißen Tagen. Handelt es sich bei der Rose um eine Wildrose, so bilden sich ab August Hagebutten – diese werden gerne von Vögeln wie z. B. Drosseln, Grasmücken oder Grünfinken verspeist.
Mit einem Rosenbogen kann somit ein Nistplatz und eine tolle Nahrungsquelle in Einem geschaffen werden!
11. Trockensteinmauern schaffen
Die Zwischenräume von aufgeschichteten Natursteinen bieten Platz für eine Vielzahl an Insekten und Wildkräutern, die für die Vogelwelt z. B. für Stieglitz, Girlitz oder Meisen von großem Nutzen sein können! Wichtig ist, die Steine nicht mit Mörtel zu verbinden, sodass kleinere und größere Hohlräume entstehen und sich Pflanzen und Tiere ansiedeln können. Trockenmauern können so zur belebten und dekorativen Alternative zur leblosen Betonmauer werden.
Wer keinen Platz für eine Trockenmauer hat, kann mit einem Steinhaufen an einer sonnigen Stelle den Garten bereichern und so Lebensraum für Eidechsen und viele andere Tiere schaffen.
12. Sandbadeplätze ermöglichen
Schon mal Spatzen beim Sandbaden beobachtet? Dieses Verhalten dient – wie auch ein Bad im Wasser – der Gefiederpflege. Unerwünschte Parasiten wie z. B. Milben oder Vogelflöhe werden auf diese Weise entfernt. Sand- oder auch Staubbadeplätze können sehr einfach umgesetzt werden: An sonnigen und geschützten Plätzen im Garten eine Bodenvertiefung schaffen, mit Sand/Staub füllen und fertig ist das Badeplätzchen. Um das Ausbreiten von Krankheiten und Parasiten zu vermeiden, sollte man den Platz im Auge behalten und in regelmäßigen Abständen den Sand austauschen!
Fotos © H.-M. Berg, K. Bergmüller, M. Dvorak, W. Gamerith, E. Karner-Ranner, L. Lugerbauer, B. Paces, T. Ranner
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