Vogelanprall an Glasflächen
Die unsichtbare Gefahr im Siedlungsraum
Jährlich sterben Millionen Vögel an Kollisionen mit Glas. Sie fliegen gegen große Fenster, verglaste Balkonbrüstungen, Wintergärten, ungesicherte Wartehäuschen und Lärmschutzwände. Im Siedlungsraum gehört der Tod an Scheiben zu den größten Vogelschutzproblemen. Mit der stetigen Verbauung und Ausdehnung des Siedlungsgebiets sowie der steigenden Beliebtheit von Glas im und rund ums Haus werden die Todeszahlen immer höher.
Das traurige Ausmaß des Vogelanpralls
Hochrechnungen der Staatlichen Vogelschutzwarten in Deutschland zufolge, verunglücken allein in Deutschland ca. 100–115 Millionen Vögel an Glas. Das sind über 5% aller Vogelindividuen, die in Deutschland im Jahresverlauf vorkommen. Dabei trifft es nicht nur weit verbreitete Vogelarten wie Singdrosseln, Wintergoldhähnchen und Spatzen sondern auch seltenere wie Waldschnepfe, Eisvogel oder Sperber.
Die Zahl der Anprallopfer wird häufig unterschätzt und in den meisten Fällen werden tote Vögel kaum wahrgenommen, da diese oft nicht sofort tot sind, wenn sie gegen Hindernisse stoßen und dabei meist infolge des Anpralles Gehirnblutungen erleiden und noch ihr Bestes versuchen, um in ein Gebüsch zu fliegen. Liegen dann tote Vögel am Boden, werden die Kadaver in kürzester Zeit leichte Beute für Katzen, Krähen, Ratten, Marder und Co., ehe sie von Menschen gefunden werden. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge hinterlassen etwa 80 Prozent der Vögel, die mit Glasscheiben kollidieren, keine erkennbaren Spuren. Das lässt eine hohe Dunkelziffer vermuten.
Warum Vögel mit Glas kollidieren
Transparente Glasflächen sind für Vögel, wie auch für Menschen, optisch nicht von der Luft zu unterscheiden. Das liegt an den fehlenden Konturen und Texturen. Wenn sich z. B. ein verglastes Wartehäuschen vor einer für Vögel attraktiven Nahrungsquelle befindet, kann ein darauf zufliegender Vogel den Festkörper nicht erkennen und kollidiert in Folge.
Entsprechend problematisch verhält es sich mit Spiegelungen. Bei Tageslicht kommt es bei fast allen Glasflächen zu Spiegelungen, da das außen vorherrschende Licht zurückgeworfen wird. Auch das stellt sich als fatal für die Vogelwelt dar.
Wirksame Maßnahmen gegen Anprall
Beim Hausbau sollten Vogelschutzmaßnahmen schon vorab in die Planung einfließen. Nur eine flächig wirkende, sich möglichst von der Umgebung abhebende Markierung bringt den nötigen Schutz.
Dabei haben sich Lösungen mit Streifen und Punktraster in Tests als besonders wirkungsvoll erwiesen. Bedruckte Folien mit geprüften Mustern werden vollflächig auf die Glasfläche aufgetragen – das kann optisch sehr ansprechend aussehen!
Eine sehr einfache und kostengünstige Möglichkeit, um Vögel vor dem Glasanprall zu schützen, stellt das Spannen von Schnüren dar. Dazu werden mindestens 3 mm dicke Schnüre vertikal und im Abstand von 10 cm zueinander vor der Scheibe befestigt. Die Schnüre sollten aus witterungsbeständigem Material bestehen und die Farbe muss einen guten Kontrast zum Hintergrund bilden. Auch die Farbe spielt eine Rolle: Schwarze, weiße oder orange Schnüre werden von Vögeln am besten als Hindernis wahrgenommen!
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Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, unserem BirdLife-Partner, dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern und collabs/Biologische Station Hohenau-Ringelsdorf erfahren Sie alles über „Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht“.
Was tun mit Scheibenopfern?
Sollten Sie einen benommenen Vogel finden, der offenbar gegen eine Scheibe geprallt ist, legen Sie ein kleines Handtuch in einen Karton mit Luft- und Lichtlöchern und setzen sie dort vorsichtig den Vogel ab. Die Schachtel mit dem benommenen Vogel sollte an einen ruhigen Ort, der von Katzen oder ähnlichen Feinden geschützt ist, gestellt werden. Sofern der Vogel keine schwerwiegenden Verletzungen davongetragen hat, sollte er sich nach einer Stunde, spätestens nach zwei Stunden, erholt haben.
Bitte bieten Sie dem Vogel unter keinen Umständen Wasser oder Nahrung an, da der Vogel in diesem Zustand zu ersticken droht. Ist der Zustand des Vogels nach zwei Stunden unverändert, sollte eine Tierarztpraxis entscheiden, ob und wie zu helfen ist.
Fotos © anela/iStock, L. Lugerbauer, DI Willfried Doppler, Wiener Umweltanwaltschaft