Gimpel (Pyrrhula pyrrhula)
Ein Schneebote, auch Dompfaff genannt
Vielen Vogelfreund*innen ist der Gimpel als Schneebote bekannt: Sobald durch die Schneedecke die Nahrungssuche in den Wäldern des Berg- und Hügellandes mühsam wird, flüchtet er in die Tallagen und Niederungen. Dort besucht er dann Futterstellen und frisst verschiedenste Samen.
Lebensraum: Bergwald; im Winter auch in Gärten sowie in Tieflandwäldern
Nicht gefährdet; Ampelliste : Grün
Zugverhalten: Teilzieher (die meisten österreichischen Brutvögel bleiben im Winter im Brutgebiet, wenige ziehen aber auch in den nördlichen Mittelmeerraum, gleichzeitig gibt es Zuzug von nordosteuropäischen Vögeln)
Kennzeichen
Die typischen Merkmale des Gimpels sind seine tiefschwarze Kopfkappe, die bis über Augen und Schnabel reicht und mit der leuchtend roten (Männchen) bzw. graurosa (Weibchen) Unterseite kontrastiert, sowie der dicke, schwarze Kegelschnabel. Der schwarze Schwanz, der strahlend weiße Bürzel, der graue Rücken und die schwarzen Flügel mit der dicken Flügelbinde vervollständigen die kontrastreiche Zeichnung des prächtigen Finken. Mit 15,5 – 17,5 cm Körperlänge ist der Gimpel einer der größeren Finken. Jungen Gimpeln fehlt die charakteristische schwarze Kopfplatte.
Verwechslungsgefahr
Selbst für ungeübte Beobachter*innen schwer zu verwechseln. Wegen seiner Größe und der Gefiederfärbung könnte das Weibchen von Weitem mit einem Kernbeißer verwechselt werden.
Wissenswertes
Sein zweiter Name "Dompfaff" rührt daher, dass das behäbige Aussehen des Gimpels mit dem roten Gewand und der schwarzen Kappe an das Gewand von Geistlichen (Domherren) erinnert.
Seit dem Winter 2004/2005 fallen Vogelkundler*innen im Winter immer wieder sogenannte „Trompetergimpel“ auf, die sich anhand ihres nasal „trötenden“ Rufes von den heimischen Gimpeln unterscheiden lassen. Diese kommen wahrscheinlich aus dem äußersten Nordosten Europas, also aus dem Norden Russlands östlich bis zum Ural – und sind damit ein Beweis für den winterlichen Zuzug.
Stimme
Am auffälligsten ist der weiche, sehr wohltönende Kontaktruf des Gimpels („djüh“). Der Gesang ist leise und eher selten zu hören; er besteht aus locker gereihten, sanften Pfeifelementen, die manchmal etwas guttural oder trillernd klingen und durch kleine Pausen voneinander abgesetzt sind; auch flüssig-plaudernd. Sowohl Männchen als auch Weibchen singen, sie sind dabei besonders lernfähig und lernen den Gesang des Vaters, bzw. die Weibchen den Gesang ihres ersten Partners. Bei Vogelhaltern waren handaufgezogene Gimpel dafür bekannt, dass sie von ihren Pflegern vorgepfiffene Melodien lernen können.
Nahrung
Der Gimpel lebt überwiegend vegetarisch: Je nach Jahreszeit frisst er Samen verschiedener krautiger Pflanzen wie Löwenzahn, Mädesüß, Gänsedisteln, … , Baumsamen wie jene von Birken, Ahorn oder Ulmen sowie fleischige Früchte wie z. B. Vogelbeeren. Gegen Winterende, wenn die Samennahrung knapp wird, fressen Gimpel mit Vorliebe Knospen z. B. von Lärchen, Vogelkirschen, Weißdorn, Schlehen oder Obstbäumen. An kleine Jungvögel werden auch Insekten verfüttert. Im Winter kommen Gimpel auch gerne an die Futterstelle, wo sie gehackte Nüsse und große sowie kleine Samen fressen.
Ein junger Gimpel im Geäst.
Verhalten
Zieht außerhalb der Brutzeit in kleinen Gruppen umher, wobei die Paare oft das ganze Jahr über zusammenbleiben. Winterlicher Schneefall veranlasst Gimpel, aus den heimatlichen Bergwäldern in die Täler und Niederungen zu ziehen. Dann besuchen sie gerne auch Futterhäuser. Zur Brutzeit ist er hingegen sehr unauffällig, obwohl er ein durchaus verbreiteter Brutvogel in unterholzreichen Nadel- und Mischwäldern der Alpen und des Mühl- und Waldviertels ist. Doch seine Nester liegen sehr versteckt im dichten Unterholz, meist in Fichtendickungen und der Gesang des Männchens ist leise und recht selten zu hören. Am ehesten fällt er noch durch seine Lockrufe auf, mit denen er Kontakt mit dem Partner oder „Schwarmgenossen“ hält.
Helfen
In Österreich brütet der Gimpel kaum im Siedlungsgebiet; am Futterhaus freut er sich über Sonnenblumenkerne und andere Samen.
Ein Gimpel-Weibchen an der Futterstelle. Informationen zur Winterfütterung finden Sie hier: Vogelfreundliche Winterfütterung
Mehr Infos zum Gimpel hören Sie in dieser Podcastfolge. Zu allen Podcastfolgen
Fotos © R. Windhager, A. Tschögele, L. Lugerbauer
/
Quellen für alle Vogelporträts