Vogelsichtungen

Seltene Gäste in Österreich: Vogel-Highlights im Jänner

Filip Reiter, Lisa Lugerbauer, Norbert Teufelbauer03.02.2025
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In unserer monatlichen Reihe "Seltene Gäste in Österreich: Vogel-Highlights im..." stellen wir eine Auswahl der spannendsten Vogelbeobachtungen des letzten Monats vor, die auf ornitho.at bis zum letzten Tag des jeweiligen Monats gemeldet wurden. Diese Meldeplattform dient dazu, wissenschaftlich verwertbare bzw. naturschutzrelevante Daten über Vögel in Österreich zu sammeln. Die Dokumentationen zur Sichtung sehr selten auftretender Vogelarten werden regelmäßig von der Avifaunistischen Kommission Österreich (AFK) überprüft. Bei aktuellen Meldungen ist das noch nicht erfolgt; die Nennung hier erfolgt daher mit Vorbehalt. Über die Ergebnisse ihrer Arbeit veröffentlich die AFK regelmäßig Berichte auf ihrer Website.

Mit diesem Format möchten wir Anfänger:innen der Vogelbeobachtung einen, hoffentlich hilfreichen Einblick in die Welt der Vogelbeobachtung jenseits der bekannten heimischen Arten bieten. Gleichzeitig möchten wir Fortgeschrittenen einen Überblick über Vogelarten geben, die in Österreich auftauchen – von Vorarlberg bis ins Burgenland. Denn eines ist gewiss: Seltene Vogelarten können überall auftauchen! In Monaten mit besonders vielen Sichtungen werden wir nicht alle Beobachtungen vollständig auflisten. Da uns ein naturverträgliches Vogelbeobachten besonders am Herzen liegt, finden Sie in jeder Ausgabe einen wichtigen Disclaimer. Bitte nehmen Sie sich die Zeit, ihn aufmerksam zu lesen!

Disclaimer

Vogelbeobachtung soll Freude bereiten – aber stets im Einklang mit dem Wohl der Vögel! Ein verantwortungsvolles Verhalten ist dabei unerlässlich. Absichtliche Störungen, das Beineinträchtigen von Lebensräumen sowie das bewusste Aufscheuchen oder Anlocken von Vögeln durch Klangattrappen lehnen wir entschieden ab. Eine „bessere“ Beobachtung oder ein vermeintlich „perfektes“ Foto rechtfertig so ein Verhalten unter keinen Umständen! Bitte bleiben Sie auf ausgeschriebenen und regelmäßig genutzten Wegen und vermeiden Sie das Betreten von Privatgrundstücken oder geschützten Flächen ohne Erlaubnis. Unbedachtes Verhalten kann nicht nur die beobachteten Vögel belasten, sondern auch andere Arten in der Umgebung unnötig stressen. Darüber hinaus sollten Sie als Naturliebhaber:in mit gutem Beispiel vorangehen. Rücksichtnahme ist der Schlüssel zu einem harmonischen Naturerlebnis!

Wir legen Ihnen zudem nahe, Ihre Anreise so klimafreundlich wie möglich zu gestalten – idealerweise ohne CO₂-Emissionen. Nutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel, gehen Sie zu Fuß oder fahren Sie mit dem Fahrrad. Wenn eine Fahrt mit dem Auto notwendig ist, bilden Sie doch Fahrgemeinschaften – gemeinsam Vögel zu beobachten macht nicht nur mehr Freude, sondern schont auch die Umwelt!

Tienschan-Laubsänger in Wien

Der Meldung eines Tienschan-Laubsängers (Phylloscopus humei) Anfang Jänner von A. Tenhola sind viele begeisterte Vogelbeobachter:innen in den 19. Wiener Gemeindebezirk gefolgt, um den seltenen Gast aus Zentralasien zu bewundern. Für viele war es ein „Lifer“, also eine Vogelart, die zum ersten Mal selbst gesehen wurde. Menschen mit dem Ziel, möglichst viele neue Vogelarten auf die eigene Artenliste zu setzen, werden übrigens Twitcher genannt. Die meisten hatten Glück, da sich der Vogel sehr lang stationär aufhielt und durch charakteristische Rufe laut auf sich aufmerksam machte. Es handelt sich um den 2. Nachweis dieser Vogelart in Österreich, erst 2022 gelang der 1. Nachweis im Waldviertel.

Der Tienschan-Laubsänger ist ein Brutvogel Zentralasiens und China. Seine nächsten Brutgebiete liegen in Kasachstan und Afghanistan. Seine Überwinterungsgebiete liegen vorwiegend südlich des Himalaya-Gebirges in Indien, Myanmar, Bangladesch, Laos und Thailand (Quelle: www.iucnredlist.org)

Vergleicht man ihn mit in Österreich heimischen Brutvogelarten, würden viele wohl sagen, dass er Sommer- und Wintergoldhähnchen am ehesten ähnelt. Die größte Ähnlichkeit hat er mit dem Gelbbrauen-Laubsänger, der zwar auch aus Asien stammt aber in Europa (und Österreich) etwas häufiger auftritt.

Haben Sie das gewusst?

"Der Tienschan-Laubsängers (Phylloscopus humei), in englischer Sprache Hume's Leaf Warbler erinnert an den Ornithologen Allan Octavian Hume, Herausgeber einer ornithologischen Fachzeitschrift mit dem Titel “Stray feathers. Journal of ornithology for India and its dependencies”, die von 1872 bis 1899 erschienen ist."

Redaktionsteam

Seltene Gänse im Seewinkel

In den kalten Monaten nutzen diverse Gänsearten vor allem den Osten Österreichs zum Rasten am Durchzug und zum Überwintern. Regelmäßig mischen sich Seltenheiten aus Skandinavien und Russland unter die zahlreichen Grau- und Blässgänse. Eine von B. Zens und A. Hombauer entdeckte Waldsaatgans (Anser fabalis) konnte Anfang Jänner im Seewinkel/B beobachtet werden – der außergewöhnliche Nachweis dieser Art stellt den ersten seit November 2018 dar. Darüber hinaus sorgten mehrere Rothalsgänse (Branta ruficollis) den ganzen Jänner hindurch im Seewinkel/B für Begeisterung. Sie stellen regelmäßige Wintergäste im Osten Österreichs dar. Die nächsten Überwinterungsgebiete liegen östlich von Budapest und am Schwarzen Meer. Auf der Roten Liste wird sie weltweit als „gefährdet“ eingestuft. Zwei Zwerggänse (Anser erythropus) wurden ebenfalls im Seewinkel/B gesichtet, während ein weiteres Individuum in Bernhardsthal/NÖ beobachtet werden konnte. Außerdem wurden im Seewinkel/B drei Weißwangengänse (Branta leucopsis) gemeldet.

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Weitere Sichtungen

Der Jänner brachte auch bei weiteren Wasservögeln durchaus spannende Beobachtungen. Zwei adulte Singschwäne (Cygnus cygnus) wurden Mitte Jänner von R. Sperl in Ardagger Markt/NÖ entdeckt. Beobachtungen der Art abseits des regelmäßigen Überwinterungsgebiets im Rheindelta/V sind zweifellos bemerkenswert. Das Rheindelta selbst hatte gleich mehrere seltene Arten zur Entdeckung parat: Eine Eisente (Clangula hyemalis) im ersten Winterkleid konnte nur wenige Tage nach dem Nachweis einer männlichen Eiderente (Somateria mollissima) entdeckt werden. Dieser Vogel zeigte sich ebenfalls im ersten Winterkleid und sorgte Ende des Monats erneut für Freude unter Vogelbeobachter:innen. Den Abschluss der seltenen Sichtungen im Rheindelta bildete ein Eistaucher (Gavia immer) am 18. Jänner. Auch dieser Vogel konnte am 25. Jänner abermals beobachtet werden. Im Gegensatz zum vergangenen Winter, in dem die Art zahlreicher beobachtet wurde, ist dies bislang der einzige Nachweis in dieser Saison.

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Auch für Kleinvogel-Fans hatte der Jahresanfang etwas zu bieten: So hielt sich beispielsweise eine weibliche Schneeammer (Plectrophenax nivalis) im ersten Winterkleid im Seebad Breitenbrunn/B am Neusiedlersee auf und hat sich seit Jahresanfang bereits zahlreichen Vogelbeobachter:innen bestens gezeigt. Von dieser Art liegt außerdem ein Nachweis auf der Rauchenwarther Platte/NÖ, sowie ein weiterer von zwei Individuen auf der Raxalpe/NÖ vor. Unweit der Breitenbrunner Schneeammer, am Seedamm Winden, zeigten sich außerdem zwei Taigazilpzalpe (Phylloscopus collybita tristis).

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Waltraud Kis, Anita Hombauer und Jiri Vratny für ihre Fotos!

Beobachtungen wildlebender Vogelarten können an BirdLife über die Meldeplattform www.ornitho.at gemeldet werden. Bei sehr seltenen Vogelarten (oder Unterarten) sollte zusätzlich auch eine Dokumentation bei der Avifaunistischen Kommission von BirdLife erfolgen. Die Überprüfung durch die Kommission ist die Grundlage für die weitere Verwendung dieser Beobachtungen (z. B. in Publikationen aller Art). Welche Arten gemeldet werden sollten, ist hier ersichtlich.

Sonstige Quellen

https://www.biodiversitylibrary.org/bibliography/43405